Standort Deutschland | |||
Autor: Thomas Freytag | Semester: WS98/99 | Grundstudium | |
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- Bis in die 60er Jahre lief der Welthandel weitgehend auf der Basis
von Industrieprodukten zwischen den entwickelten Ländern ab.
- Ab dieser Zeit traten Japan und daran anschließend immer mehr
Schwellenländer, vor allem aus dem asiatischen Raum, mit kostengünstiger
produzierten Gütern in den Weltmarkt ein.
- In den traditionellen Industrieländern wie Deutschland läuft
aufgrund dieser starken Konkurrenz ein Strukturwandel hin zum Dienstleistungssektor
ab.
- In Deutschland sank im Zeitraum von 1960 bis 1996 der Anteil der
Erwerbstätigen im sekundären Sektor von 45,1% auf 33,2%, der
Anteil im tertiären Sektor nahm dagegen von 38,4% auf 62,6% zu.
- Zum Vergleich: USA (1995): Dienstleistungsanteil 73%, Industrieanteil
23,9%.
Der deutsche Außenhandel
- Deutschland ist nach den USA die größte Exportnation der
Welt (Exportvolumen 1996: 784 Mrd.DM).
- Trotz positivem Außenhandelssaldo ist die Leistungsbilanz zur
Zeit negativ (Grund: Dt.Einheit).
- Der Anteil der dt. Ausfuhren am Welthandelsvolumen sinkt seit Mitte
der 80er Jahre kontinuierlich.
Die deutschen Standortfaktoren
Positive Standortfaktoren | Negative Standortfaktoren |
gute Infrastruktur | hohe Arbeitskosten |
gut entwickeltes Ausbildungssystem | hohe Unternehmenssteuern und Sozialabgaben |
erfolgreiche Forschung und Entwicklung | umfangreiches Arbeits-, Tarif- und Sozialrecht |
Wertschätzung von Innovation und Qualität | kurze Maschinenlaufzeiten |
zentrale Lage | langwierige Genehmigungsverfahren |
hohe Arbeitsproduktivität | umfangreiche Umweltschutzauflagen |
hohe Lebensqualität und kulturelle Vielfalt | hohe Energiekosten |
sozialer Friede und soziale Sicherheit | große Anzahl an Urlaubs- und Feiertagen |
erstklassige Kreditwürdigkeit | kurze Wochenarbeitszeiten |
liberaler Außenhandel | geringe Mobilität der Arbeitnehmer |
Das deutsche Lohnniveau
Das entscheidende sind nicht unbedingt die direkten Lohnkosten, sondern die Personalzusatzkosten:
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Direktentgelte |
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Zusatzkostenquote l | ||
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Westdeutschland |
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Schweiz |
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Japan |
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Ostdeutschland |
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Frankreich |
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USA |
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Großbritannien |
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Portugal |
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a Weibliche und männliche Arbeiter je geleistete Stunden, z.T. vorläufige Zahlen.b Umrechnung: Jahresdurchschnitt der amtl. Devisenkurse.
1 Personalzusatzkosten in % des Direktentgelts. Quelle: Christoph Schröder: Branchenprofil der Arbeitskosten in der Europäischen Union,
in: iw-trends 4/1996 (Hrsg.: Institut der deutschen Wirtschaft,
Köln)
Die Arbeitskosten an sich sind jedoch nur begrenzt aussagekräftig. Um auch die Produktivität zu berücksichtigen, betrachtet man die Lohnstückkosten. Sie stiegen in Westdeutschland zwischen 1980 und 1995 um 36,1%. Zum Vergleich: In Japan um 16,4%, in den USA um 74,4%, in GB um 110% und im EU-Durchschnitt um 91,4%. ® In Deutschland gelang es überdurchschnittlich gut, Lohnkostenentwicklung und Produktivitätszuwächse in Übereinstimmung zu halten.
Die hohe Produktivität muß auch die kurzen Maschinenlaufzeiten
und die niedrigen Jahresarbeitszeiten in Deutschland kompensieren. (
Æ
-Jahresarbeitszeit in der Industrie 1995: D: 1.602 h
Û
Japan: 1.957 h)
Die Besteuerung von Unternehmen
Gesamtsteuerbelastung einer Kapitalgesellschaft 1995
in % des Gewinns
1
Deutschland (West) 64,9 |
Deutschland (Ost) 57,0 |
Japan 59,2 |
USA 45,3 |
Frankreich 45,0 |
Großbritannien 33,0 |
1) Quelle: vgl. Bu-Mi f. Wirtschaft (1997):Fakten und Argumente zur Wettbe- werbsfähigkeit des Standorts Deutschland
Die Unternehmenssteuern sollen künftig weiter sinken, Deutschland wird aber immer ein Hochsteuerland bleiben. Allerdings bietet der Staat dafür auch viele Leistungen,die die Unternehmen sonst evtl. selbst finanzieren müßten.
Innovationskraft und technologischer Vorsprung
je 1 Mio. Erwerbstätiger |
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Land |
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Deutschland |
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Großbritannien |
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Japan |
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USA |
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Quelle: Nieders. Institut f. Wirtschaftsforschung
- Deutschland ist in Gefahr, seinen Technologievorsprung auf dem Weltmarkt
einzubüßen.
- Die Ausgaben für F+E sanken 1994 auf 2,3% des BIP (Vergleich:
USA 2,6%, Japan 3,0%).
- In Deutschland wird oft ein innovationsfeindliches Klima beklagt
( hohe Patentgebühren, langwierige Erteilungsverfahren, zurückhaltende
Banken, risikoscheue Unternehmer).
- Lange Genehmigungsverfahren für neue Anlagen (Bsp. Chemieindustrie).
- Bevölkerung steht neuen Technologien oft ablehnend gegenüber
(Bsp. Gentechnik, Transrapid).
-
aber:
Deutschland ist auf dem Technologiesektor immer noch
mit den USA und Japan ganz vorne an der Weltspitze. Ein Ausruhen auf dem
erreichten Stand bedeutet jedoch das schnelle Ausscheiden aus dem Markt
(Bsp. Solartechnik).
- Offensichtlich verlagern immer mehr Unternehmen ihren Produktionsstandort
ins Ausland, während ausländische Unternehmen verhältnismäßig
wenig in Deutschland investieren.
- Als Hauptmotive für Direktinvestitionen nennen deutsche Unternehmer
die Erschließung neuer und die Sicherung bestehender Märkte,
niedrigere Löhne und Steuern, Überwindung von Importbarrieren,
Verminderung des Wechselkursrisikos, Zugang zu öffentlichen Aufträgen,
usw..
- Primär geht es bei den deutschen Direktinvestitionen um die
Präsenz auf dem Auslandsmarkt, seltener um komplette Produktionsverlagerungen.
- Häufig werden über deutsche Auslandsbeteiligungen auch
Gewinne ins Ausland verlagert, um die Steuerlast in Deutschland zu verringern
- Die deutschen Auslandsinvestitionen betragen insgesamt lediglich
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der
insgesamt in Deutschland getätigten Anlageinvestitionen.