Neue
Börsenordnung
: Im Jahre 2003 ist
eine neue Börsenordnung in Kraft getreten. Die Untergliederung
bisheriger Marktsegmente und Indizes wird verändert.
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Marktsegmente
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Prime Standard: erhöhte internationale Voraussetzungen,
wie Quartalsberichterstattung, internationale Rechnungslegungsstandards
u. a.)
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General Standard: kleine und mittlere, überwiegend
nationale Unternehmen, gesetzliche Mindestanforderungen des Amtlichen Marktes
oder des geregelten Marktes)
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XTF (Exchange Traded Funds): Marktsegment für
börsengehandelte Fondsanteile
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XETRA Stars: Marktsegment für den Handel mit
internationalen attraktiven Aktien (Xetra US-Stars mit Aktien u.a. aus
Dow Jones Industrial Averages, S&P 100, NASDAQ 100) und Xetra European
Stars mit Aktien aus Dow Jones und STOXX 50)
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Freiverkehr: Überwiegend ausländische Aktien
und Optionsscheine, größtes Segment an der Frankfurter Börse,
nur wenige formale Voraussetzungen
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Amtlicher Markt (über 6000 Aktien und über
5000 Anleihen) und Geregelter Markt (ca. 170 Aktien und 1500 Anleihen):
organisierte Märkte, öffentlich-rechtliches Zulassungsverfahren
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Abgeschaffte Marktsegmente
DAX 100 (durch HDAX ersetzt), NEMAX 50 (Ende
2004), SMAX
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Neue Marktsegmente
HDAX (ersetzt den DAX 100), TecDAX, Mid-Cap-Market-Index,
Classic-All-Share-Index, Technology All-Share-Index (ersetzt den NEMAX
All Share)
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Aktienrendite
(Verhältnis von Ausschüttung zu Aktienkurs):
Deutsche Aktien erzielen zur Zeit eine Dividendenrendite von knapp
zwei Prozent, europäische Aktien 2,5 Prozent, am globalen Aktienmarkt
sind es dagegen drei Prozent.
Die höchsten Dividendenrenditen von Unternehmen
im Dow Jones lagen im Jahre 2002 zwischen 2,8 (General Electric) und 5,9
(Philip Morris) Prozent. General Motors erzielte 5,5 Prozent. Die Dividendenrendite
von DaimlerChrysler und TUI beträgt beim derzeitigen Kursniveau (
Februar 2004) jeweils 4,1 Prozent.
Deutsche Aktiengesellschaften betreiben eine
kontinuierliche
Dividendenpolitik
(stabile oder langsam steigende Dividenden):
Dividendenerhöhungen bleiben in der Regel stabil bzw. deutlich hinter
den Gewinnsteigerungen zurück. Andererseits werden Dividenden aber
auch nur unterproportional gekürzt, wenn die Gewinne sinken.
Dividendendeckungsverhältnis
(Verhältnis von Jahresüberschuß zu Ausschüttungssumme):
Dax-Unternehmen werden für das Jahr 2003 etwa die Hälfte ihrer
Gewinne ausschütten (Dividendendeckungsverhältnis von 2).
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Mit dem Euro hält die
Stückaktie
,
die einen Anteil am Grundkapital verkörpert, in Deutschland Einzug.
Sie ist eine unechte nennwertlose Aktie (Grundkapital wird durch die
Anzahl der ausgegebenen Aktien geteilt). Die Quotenaktie als echte nennwertlose
Aktie (bestimmter Anteil am Reinvermögen wird explizit verbrieft)
ist in Deutschland verboten.
Immer mehr Aktiengesellschaften in Deutschland stellen ihre Aktien von
Inhaber- auf die international üblichen
Namensaktien
um, weil diese die unmittelbare Kontaktaufnahme zu den Aktionären
- etwa bei Unternehmensübernahmen - erleichtern und auch zur Einführung
an amerikanischen Börsen nötig sind. Auch eignen sie sich besser
als
Akquisitionswährung
bei
Firmenübernahmen
.
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Weißer Ritter
Bezeichnung für ein Unternehmen, das einem von einer
feindlichen
Übernahme
(unfriendly takeover) bedrohten Unternehmen zu
Hilfe eilt. Wirksamste Gegenmaßnahme des weißen Ritters: Aufkauf
größerer Aktienpakte des bedrohten Unternehmens. So kann der
Erwerb der Kapitalmehrheit durch den unwillkommenen Investor verhindert
werden.
Weiterhin kann der weiße Ritter ein eigenes freundliches
Fusionsangebot unterbreiten.
Spektakulärster fall einer feindlichen Übernahme
war in Deutschland die Übernahme von Mannesmann durch den britischen
Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahre 2003.
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Aktienrückkauf:
In
den Vereinigten Staaten werden seit Jahren Aktien zurückgekauft, um
Unternehmenswert und Aktienkurs zu steigern. Der Kurseffekt ist jedoch
nur dann nachhaltig, wenn die Aktien beispielsweise eingezogen werden und
die Gesellschaft so ihr Grundkapital verringert. Dann verbessern sich Kennzahlen
wie Gewinn je Aktie oder Dividendenrendite (Dividende je Aktie) tatsächlich.
Werden die Aktien hingegen für Mitarbeiteroptions-programme verwendet
oder fließen anderweitig wieder auf den Markt, ist nicht viel gewonnen.
Bevor Unternehmen jedoch eigene Aktien zurückkaufen, sollten sie
prüfen, ob es nicht ausreichend rentable Investitionen im Unternehmen
gibt.
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Aktien als
Akquisitionswährung
:
Die Übernahme eines Unternehmens oder der Anteilskauf werden oft
nicht mehr mit Bargeld bezahlt, sondern mit Aktien der eigenen Gesellschaft.
Die sich daraus möglicherweise ergebenden Probleme wurden bei der
Deutschen Telekom deutlich: Telekom hatte den Erwerb von Voicestream mit
eigenen Aktien bezahlt. Doch als dessen Großaktionäre diese
Wertpapiere paketweise auf den Markt warfen, stürzte der Kurs rapide
ab.
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Der Erwerb solcher eigenen Aktien ist folgendermaßen möglich:
Erstens durch Rückkauf und Bezahlung aus überschüssigen
liquiden Mitteln. Liquiditätsmäßig steht die Gesellschaft
da, als hätte sie die Akquisition mit Barmitteln erworben (Kirchner).
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Zweitens durch Ausgabe neuer (junger) Aktien mit entsprechender Erhöhung
des Grundkapitals ("genehmigtes Kapital"). Das ist natürlich liquiditätsschonender
als die erste Variante.
In beiden Fällen muß aber das Bezugsrecht der Altaktionäre
auf neue Papiere ausgeschlossen werden, was nicht unproblematisch
ist.
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Unternehmenskäufe
über Aktientausch
(eigene Aktien als Akquisitionswährung)
haben in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Doch Übertreibungen
sind nicht ungefährlich: Sind die erworbenen Firmenwerte, wie vielfach
zu beobachten, Scheinwerte, werden eines Tages erhebliche Abschreibungen
auf die erworbenen Firmenwerte nötig, die die Gewinne schmälern
und den Unternehmenswert beeinträchtigen.
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Stimmrechtslose
Vorzugsaktien
("Vorzüge") sind eine deutsche Besonderheit.
Im Ausland dagegen sind sie nicht sehr beliebt. Stammaktien bewirken eine
klarere Kapitalstruktur und lassen sich international leichter verkaufen.
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Mit
Marktkapitalisierung
bezeichnet man den aktuellen
Börsenwert
der Aktiengattung (d.h.
die Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs).
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Blue Chips
ist eine aus dem angelsächsischen Sprachgebrauch übernommene
Bezeichnung für
Standardaktien mit hohem internationalem Ansehen.
Dazu zählen die großen DAX-Unternehmen wie Siemens, Deutsche
Telekom oder DaimlerChrysler.
Gegensatz:
Small Caps
(kleinere
Aktiengesellschaften mit geringer Börsenkapitalisierung) .
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Seit 1998 kann der Anspruch der Aktionäre auf
Verbriefung
der Aktienanteile
in der Satzung ausgeschlossen werden. Seitdem
ist die Ausgabe von Papieraktien (effektive Stücke) wegen der hohen
Druckkosten drastisch zurückgegangen. Papieraktien werden meist nur
noch aus Imagegründen angefertigt bzw. für Tafelgeschäfte
(VW, DaimlerChrysler, Beate Uhse u. a.). In der Regel wird also das Recht
an der Aktie lediglich auf dem Depot gutgeschrieben.
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Indexprodukte
:
Die Geldanlage privater und professioneller Investoren erfolgt zunehmend
auf der Basis von Indizes. Dabei haben sie die Wahl zwischen drei Arten
von Indexprodukten:
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Indexnahe Fonds
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Indexzertifikate (beziehen sich auf einen Index, z.B. den DAX)
-
Exchange Traded Funds (ETFs), in Deutschland auch Indexaktien genannt.
Es handelt sich hierbei jedoch nicht um Aktien, die eine Beteiligung verbriefen,
sondern um eine Beteiligung an einem Fonds.
Indexprodukte erleichtern dem Anleger die Entscheidung, welche Aktien er
kaufen soll. Die Streuung der Anlage auf mehrere Titel mindert sein Risiko.
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Mängel
im Berichtswesen
: Im Berichtswesen der Konzerne
dominieren immer noch Erfolgsgrößen wie Umsatz oder Cash
Flow.
Unternehmenswertorientierte Erfolgsgrößen wie beispielsweise
der Discounted Cash Flow (DCF) oder der Economic Value Added (EVA)
finden sich dagegen selten (Untersuchung von Horvath & Partner).
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Zwangsausschluß
von Minderheitsaktionären/Squeeze-out (to squeeze out = auspressen,
ausdrücken)
:
Nach
dem ab Januar 2002 in Kraft getretenen Übernahmegesetz kann ein Großaktionär,
sofern er mindestens 95 Prozent eines Unternehmens hält, Minderheitenaktionäre
auch gegen deren Willen mit einer angemessene, am Verkehrswert orientierten
Abfindung aus dem Unternehmen drängen.
Die Allianz AG
macht als eines der ersten Unternehmen hiervon Gebrauch. Inzwischen hat
auch die Züricher Muttergesellschaft ABB Asea Brown Boveri AG beschlossen,
die Mannheimer ABB vom Kurszettel verschwinden zu lassen: Die rund 100.000
Aktien der Minderheitsaktionäre (1,5% des Kapitals) werden gegen eine
Abfindung (270 Euro je Stückaktie in bar) auf die Muttergesellschaft
übertragen. Damit kommt die Muttergesellschaft komplett in den
Besitz ihrer deutschen Tochter.
Dieser Zwangsauschluß wird
immer beliebter: Bisher haben rund 170 Unternehmen von dieser Möglichkeit
Gebrauch gemacht.
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Mit
GAAP
in die Bilanzlüge?: Durch den Skandal des Energiehandelsriesen
Enron ist der bislang als Garant für transparente Buchführung
gehaltene Bilanzierungsstandard US-GAAP (
Accepted
Accounting Principles
) in die Kritik geraten: Die wirtschaftliche
Bedeutung der Unternehmensaktivitäten wird hierdurch nicht immer richtig
wiedergegeben.
So ist es beispielsweise nach US-GAAP möglich, noch nicht realisierte
Gewinne kommender Jahre sofort zu verbuchen. Ent-sprechend hat Enron
nicht realisierte Gewinne der kommenden zehn Jahre bereits heute in der
Bilanz berücksichtigt.
Es stellt sich daher die Frage, ob die gegenwärtige Tendenz deutscher
Unternehmen, ihre Bilanzierung auf US-GAAP umzustellen, überdacht
werden sollte. In den USA werden jetzt sogar die ersten Stimmen von berufener
Seite laut, welche die Einführungen der europäischen/deutschen
Bilanzierungsregeln fordern.
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Privat Equity:
Finanzierung außerhalb der Börse, also durch privates Kapital.
Beispiele: Management-Buy-Out, verschiedene Formen der Venture-Capital-Beteiligungen.
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In Deutschland und Großbritannien
kehren viele Unternehmen der Börse den Rücken ("Die Börse
ist keine Einbahnstraße"): Das
Venture Capital
ist eine interessante Alternative zur Börsen-finanzierung. Üblich
ist, daß ein Venture-Capital-Fonds ein Unternehmen den Aktionären
zu einem attraktiven Preis abkauft, das Management am Eigenkapital beteiligt,
Restrukturierung und anschließende Expansion mit Fremdkapital finanziert
(Beispiel: Autozulieferer Kiekert). In der Regel handelt es sich hierbei
um eine strategische Beziehung, bei der der Investor die unternehmerischen
Entscheidungen begleitet und beeinflußt.
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Factoring
:
Das sogenannte
Standardfactoring
ist die am häufigsten abgeschlossene
Variante. Sie umfaßt
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Finanzierung
-
Risikoübernahme
-
Debitorenmanagement.
Relativ häufig wird auch das "Inhousefactoring" vereinbart. Die Factorgesellschaft
übernimmt hier
-
Finanzierung und
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Risikoabsicherung,
während der Factorkunde das Debitorenmanagement im eigenen Hause betreibt.
Erheblich seltener ist das "
Fälligkeitsfactoring
". Hier
übernimmt der Factor
-
Risikoabsicherung und
-
Debitorenmanagement,
doch er nimmt keine Liquidität in Anspruch.
Die neuen Ratingvorschriften werden bewirken, daß das Factoring
als Finanzierungsmöglichkeit wichtiger wird.
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Loyalität
der Aktionäre
: Nur knapp 20 Prozent der Aktionäre
halten ihre Aktien zur Zeit länger als ein Jahr. Die Aktionärsloyalität
sinkt also drastisch. Nach Hinterhuber ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen,
daß nicht mehr hohe Dividenden für eine langfristige Bindung
der Aktionäre sorgen, weil diese sich eher am Shareholder Value orientieren,
bei dem die Bedeutung der Dividenden gegenüber erwarteten Kurssteigerungen
(capital gains) stark zurücktritt (Beispiel: Microsoft hat bis heute
keinen Cent an Dividende ausgeschüttet). Um diese Kurssteigerungen
zu realisieren, müssen die Aktien aber verkauft werden. Die Aktionärsbindung
an ein Unternehmen sinkt also.
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Rating
(Bonitätsurteil):
Die Kreditvergabe vor allem an mittelständische Unternehmen wird
sich ändern: In Zukunft müssen Banken bei jedem Kredit für
den Kreditnehmer eine Beurteilung seiner zukünftigen Zahlungsfähigkeit
vorlegen - ein sogenanntes Rating.
Die Kreditkosten, also die Zinsen, sind in Zukunft viel stärker
das Ergebnis rationaler Überlegungen und weniger des Verhandlungsgeschicks.
Mit einem Bonitätsrating hat die Bank ein Instrument zur Zinsdifferenzierung
in der Hand. So werden manche Firmenkredite sicher teurer werden:
Inzwischen haben sich allerdings wesentliche Probleme für die
Ratingagenturen ergeben, weil deren voreiliges Herunterstufen von Firmenbonitäten
nicht mehr vertretbar ist und auch nicht mehr akzeptiert wird. Die ersten
Prozesse deuten sich an (ThyssenKrupp).
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Der Erfolg im Internet wird
neuerdings mit
"
Stickiness
"
(Klebrigkeit) tituliert: Wie oft, wie lange und wieviele verschiedene Seiten
besuchen die Nutzer? Je höher dieser Wert ist, desto mehr Geld können
die Unternehmen mit Internet-Werbung und E-Commerce verdienen. In den USA
haben AOL augenblicklich den bei weitem größten "Stickiness-Wert",in
Deutschland T-Online.
Die Bewertung des Kundenpotenzials an Hand von Kennziffern wie Zahl
der Nutzer einer Homepage, ihre Verweildauer auf den Homepages u. a. sind
nicht unproblematisch, weil viele Nutzer eine Homepage oft nur zum Sprung
in das Internet brauchen, ohne der Startseite große Beachtung zu
schenken und auch die durchschnittliche Nutzerzeit lässt nicht erkennen,
wie lange der Kunde tatsächlich auf die Homepage schaut. Auch garantiert
die Zahl der Nutzer noch keine Gewinne. Fruchtbarer ist hier die
"Gorilla-Theorie":
Nach dieser Theorie sind Anleger bereit, für den
Marktführer
einen höheren Preis zu zahlen. Entscheidend ist vor allem, ob es dem
Unternehmen gelingt, Bruttomarge und Marktanteil zu steigern bzw. die Erwartungen
des Marktes diesbezüglich zu übertreffen.
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Due Diligence:
Der Begriff bedeutet soviel wie "
mit der erforderlichen Sorgfalt
"
und wird zunehmend bei Firmenfusionen verwendet für umfassende Analysen
über den Fusions- oder Übernahmekandidaten (Kauf- oder Übernahmeprüfung).
Mit einer solchen Due Diligence (insbesondere als Technical Due Diligence,
Financial Due Diligence, Human Due Diligence) sollen die
Zukunftsentwicklung
des zu übernehmenden Betriebes sowie mögliche
Risiken und
Chancen
aufgezeigt und bewertet werden (Fragen des Marktes, der Wettbewerber,
der Produkte, finanzielle und rechtliche Aspekte, Umweltfragen). Eine Due
Diligence geht also weit hinaus über die nur formale Prüfung
von Jahresabschlüssen oder Handelsbüchern, denn es ist eine umfassende,
vergangenheits- und zukunftsorientierte betriebswirtschaftliche Prüfung
des Übernahmekandidaten mit dem Ziel, Risiken zu minimieren und Chancen
abzuschätzen. Im Rahmen der
Market Due Diligence
sind beispielsweise
Informationen über
zukünftige
Kunden und Wettbewerber
und die
künftigen
gesellschaftlichen, rechtlichen und technischen
Rahmenbedingungen nötig und deren Konsequenzen sowie Chancen für
den Geschäftsverlauf und die Strategie des Unternehmens, letzten Endes
also über die
erwarteten Zahlungsströme
.
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Viele
Fusionen
schaffen keinen zusätzlichen Wert: Bei weit über 50 Prozent
aller Zusammenschlüsse ist der
Shareholder
Value
nicht schneller gewachsen als der Branchendurchschnitt.
Häufig mangelt es an einem sorgfältig entwickelten Konzept
für die Integration und an der Fähigkeit des Aufkäufers,
in der Integrationsphase die sogenannten "weichen Faktoren" (insbesondere
den menschlichen Faktor) zu berücksichtigen.
Eine neuere Untersuchung (Accenture/Schewe) bestätigt, daß
Widerstände von Mitarbeitern die größte Barriere bei der
Integration von fusionierten Unternehmen ausmachen. Über alle anderen
Faktoren gehen die Meinungen nach dieser Untersuchung teilweise weit auseinander.
Hinzu kommt eine unklare oder unehrliche Kommunikation.
Nicht die Restrukturierung selbst ist also das eigentliche Problem, sondern
die Art und Weise, also das Integrationsmanagement (vgl. Change Management).
Bei vielen Fusionen im Pharmabereich wird deshalb schon von einem sog.
Placeboeffekt gesprochen: Die Schwächen und Führungsfehler der
einbezogenen Unternehmen wurden nicht behoben. Zumindest im Pharmabereich
schneiden immer noch die Unternehmen am besten ab, die aus eigener Kraft
gewachsen sind und sich auf ihr Kerngeschäft beschränkt haben,
also auf Fusionen verzichteten (Ergebnis einer Branchenanalyse).
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Fusionsgründe
:
Augenblicklich dominieren horizontale Fusionen (Partner der gleichen
Branche) eindeutig. Ziel dieser Strategie ist die Konzentration auf die
Kernkompetenzen eines Unternehmens. Dabei dominieren drei Fusionsgründe:
Weltweit wachsende Märkte verlangen Global Players, also weltweit
operierende Unternehmen. Folglich dominieren grenzüberschreitende
Zusammenschlüsse. Hinzu kommt die Deregulierung, d h. die Öffnung
der Dienstleistungsmärkte (Telekommunikation, Energie, Verkehr, Banken)
als Wegbereiter von Fusionen. Jetzt können sich die Unternehmen hier
auch auf internationalem Terrain versuchen.
Drittens setzt sich das angelsächsische Konzept des Shareholder
Value durch, so dass Unternehmen Ausschau nach Beteiligungen halten,
mit denen sie den
Shareholder Value
verbessern können.
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Viele Aktiengesellschaften müssen sich immer wieder
gegen offenbar
mißbräuchliche
Klagen von Aktionären
gegen wichtige Beschlüsse ihrer
Hauptversammlungen wehren. Mit solchen An-fechtungsklagen - an sich ein
Mittel zum Schutz der Minderheit vor willkürlicher Herrschaft der
Mehrheit - werden wichtige unternehmerische Maßnahmen blockiert.
Häufig leisten die Gesellschaft oder ihre Großaktionäre
vollkommen unberechtigte Zahlungen an solche Kläger - Zug um Zug gegen
Rücknahme der Anfechtungsklage.
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Im Zeichen des
Shareholder
Value bzw
. der zunehmenden Aktionärsorientierung deutscher
Aktiengesellschaften verbessern sich Berichterstattung und Transparenz
in Richtung einer stärker
aktionärsorientierten Informationspolitik
zur besseren
Pflege der Investor Relations
.
Dabei finden auch Shareholder-Value- typische Maßnahmen
Eingang in die Berichterstattung und dem Cash Flow wird viel größere
Aufmerksamkeit gewidmet.
Auch auf die Existenz von
unternehmenswertorientierten Entlohnungssystemen
für Mitarbeiter und Management wird oft hingewiesen, um eine weitgehende
Interessengleichschaltung anzudeuten (vgl.
Agency Theory
).
Generell gilt allerdings für Deutschland immer noch, daß
die Beziehungen zu den Investoren verbessert werden sollten. (Verantwortlich
hierfür sind aber nicht nur die Abteilung für Investor Relations,
sondern auch die Führungskräfte selbst.)
Speziell am Neuen Markt kommen viele Unternehmen ihren Informationsverpflichtungen
nur unvollkommen nach:
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ihre Berichterstattung ist nicht transparent genug,
-
mit überhöhten Prognosen versuchen sie, die Börsenkurse
nach oben zu hieven (Neuer Markt als Geldmaschine), verfehlte Vorhersagen
sind an der Tagesordnung,
viele Informationen sind dürftig, manchmal sogar falsch: Selbstdarstellung
und bunte Bilder statt harter Fakten und Leistungen. Planzahlen sollten
erst dann veröffentlicht werden, wenn hinreichend geklärt ist,
welche Ziele erreicht und welche Strategien aus welchem Grund verfolgt
werden sollen.
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Warum passt die
Türkei
nicht in die
Europäische Union
(W. Schulhoff, FAZ 18. 4. 2000)?
Die Türkei ist ein in höchstem Maße orientalisch-islamisch
geprägter Staat, den man durch Auf-nahme in die EU dazu zwingen würde,
seine Denktraditionen und Wertedefinitionen, wesentliche Elemente seiner
nationalen Identität, also religiöse Wertvorstellungen, ausgeprägtes
nationalistisches Selbstverständnis und eine überhöhte Rolle
des Militärs, aufzugeben. Doch das ist unrealistisch, schon weil die
Türkei kaum dazu bereit sein wird. Wegen dieser gravierenden Unterschiede
der Normen und Werte wäre das Modell einer engen Partnerschaft also
der bessere Weg.
Auch viele mittel- und osteuropäischen Länder sind nicht
reif für einen Beitritt und die Europäische Union ist auf
diesen Beitritt denkbar schlecht vorbereitet. Ihr Beitritt könnte
sogar den Konkurs der EU-Finanzsysteme bedeuten (Friedrich).
Nach Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschafts-forschung
dauert es etwa dreißig Jahre, bis sich der Einkommensabstand zwischen
der Europäischen Union und den Bewerberländern aus Mitteleuropa
halbiert hat. So erreichen Polen, Bulgarien und Rumänien je Einwohner
nur einen Bruchteil der durchschnittlichen EU-Wirtschaftsleistung.
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Bremsen
für das Wirtschaftswachstum
: Deutschland steht nach
Ansicht des Unternehmensberaters Roland Berger wirtschaftlich vor einem
der härtesten Winter seit Jahrzehnten. Gebremst werde die Wirtschaftsentwicklung
vor allem durch die hausgemachten Probleme: Bürokratie und Überregulierung,
zum Beispiel im Tarifrecht und auf dem Arbeitsmarkt. Dies verhindere Existenzgründungen
und neue Arbeitsplätze. Hinzu komme die hohe Steuer- und Ausgabenlast.
Angesichts leerer öffentlicher Kassen müsse sich die künftige
Bundesregierung auf Reformen konzentrieren, die wenig kosten, aber eine
große Wirkung entfalten, betonte Berger. Zum Beispiel seien statt
starrer Flächentarife mehr betriebliche Bündnisse nötig,
um Arbeitsplätze zu erhalten.
Jüngste Anekdote zur Bürokratie in Deutschland:
Das Amt für Arbeitsschutz wollte einem Flensburger Fotografen tatsächlich
ein Fenster in der Dunkelkammer vorschreiben. Begründung: Die dort
Beschäftigten müßten ausreichend mit Licht versorgt werden.
Die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport wollte eine
Wartungshalle für den neuen Airbus 380 bauen. Hiergegen wurden von
Anliegern 41.000 Einsprüche erhoben. Um diese abarbeiten zu
können, mußte Fraport auf eigne Kosten (2,5 Millionen Euro)
und auf eigenem Gelände eine Anhörungshalle für 1000
Besucher bauen. Nach Fertigstellung kamen dann gerade mal 30 Anwälte
der Klägerseite.
Beispiel zur Komplexität und Bürokratie: Während
das Bundesgesetzblatt in den 50er-Jahren noch rund 1000 Seiten umfaßte,
sind es heute 3.700 Seiten pro Jahr.
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Ökosteuer
Das viel zitierte Ziel der
doppelten Dividende
(
Umweltschutz
und
niedrige Arbeitskosten
, weil die Sondersteuer zur Verteuerung
der Umweltbelastung teilweise zur Senkung der Rentenbeiträge eingesetzt
werden soll), ist nicht zu erreichen: Wenn die Autofahrer tatsächlich
wegen steigender Benzinpreise weniger tanken, sinkt das Aufkommen aus der
Mineralölsteuer. Damit sinken aber die Chancen, den Faktor Arbeit
zu entlasten.
Im übrigen werden immer größere Teile der Steuereinnahmen
nicht wie ursprünglich zugesagt zur Senkung der Arbeitskosten
eingesetzt, sondern zur Sanierung des Bundeshaushalts.
So
liegt Westdeutschland nach den neuesten Zahlen im internationalen Vergleich
mit 26,36 Euro pro Arbeitsstunde (Verarbeitendes Gewerbe) nach Norwegen
auf Rang zwei.
Nach dem neuen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsminister
(2004) profitiert die Umwelt in keiner Weise von der Klimaschutzpolitik,
während die Volkswirtschaft großen Schaden davonträgt.
Die vielen Milliarden Euro, die die Stromverbraucher für die
Förderung erneuerbarer Energieträger aufbringen müssen,
sind die teuerste Art überhaupt, den Kohlen-dioxydausstoß zu
reduzieren.
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Vermögensteuer
:
Die Vermögensteuer ist eine Substanzsteuer, was bedeutet, daß
die Quelle (Substanz), auf der die Einkommenszuwächse beruhen,
angegriffen wird. Besteuert werden sollten jedoch nur die Einkommenszuwächse
selbst, nicht das Vermögen ohne Rücksicht auf seine tatsächlichen
Erträge.
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Viertes
Finanzmarktförderungsgesetz
(Juli 2002):
Hauptziele
: Anlegerschutz verbessern, flexiblere Handlungsmöglichkeiten
für Börsen, Marktteilnehmer und Kapitalanlagegesellschaften,
Lücken im bestehenden Abwehrsystem gegen Geldwäsche schließen.
Der
amtliche Handel
(das börsliche
Segment mit den strengsten Zulassungs- und Zulassungsfolgepflichten) heißt
nunmehr
amtlicher Markt
. Im geregelten
Markt, dem zweiten börslichen Marktsegment, gelten die schon bislang
vorgesehenen Mindeststandards fort. Darüber hinaus besteht für
die Börsen die Möglichkeit, für bestimmte Teilbereiche der
börslichen Marktsegmente zusätzliche Anforderungen einzuführen
(z. B. die Vorlage von Quartalsberichten, die Anwendung bestimmter Bilanzierungsgrundsätze,
einen vorgeschriebenen Streubesitzanteil).
Amtlicher Markt und geregelter Markt und ihre jeweiligen Teilbereiche
erfüllen die Voraussetzungen eines "Regulated Market" im Sinne der
europäischen Wertpapierdienstleistungsrichtlinie.
Wertpapiere, die die dort geltenden strengen Anforderungen nicht erfüllen,
können wie bisher im
Freiverkehr
gehandelt werden. Darüber
hinaus können Wertpapiere künftig auch unter erleichterten Bedingungen
in den Handel des geregelten Marktes einbezogen werden, für die bisher
nur der Freiverkehr zur Verfügung stand.
Weiterhin wird die bisherige Koppelung der Zulassung von Wertpapieren
in einem Marktsegment mit einer einzigen Form der
Preisfeststellung
(amtlicher Handel und geregelter Markt ausschließlich durch Kursmakler
beziehungsweise Börsenmakler) aufgegeben. Damit entfällt auch
die amtliche Kursfeststellung durch Kursmakler.
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