Was ist Geld?
Geld ist rund und rollt weg,
aber Bildung bleibt.
(Heinrich Heine 1797-1856)


Neue Börsenordnung : Im Jahre 2003 ist eine neue Börsenordnung in Kraft getreten.  Die Untergliederung bisheriger Marktsegmente und Indizes wird verändert.
  • Marktsegmente
    • Prime Standard: erhöhte internationale Voraussetzungen, wie Quartalsberichterstattung, internationale Rechnungslegungsstandards u. a.)
    • General Standard: kleine und mittlere, überwiegend nationale Unternehmen, gesetzliche Mindestanforderungen des Amtlichen Marktes oder des geregelten Marktes)
    • XTF (Exchange Traded Funds):  Marktsegment für börsengehandelte Fondsanteile
    • XETRA Stars: Marktsegment für den Handel mit internationalen attraktiven Aktien (Xetra US-Stars mit Aktien u.a. aus Dow Jones Industrial Averages, S&P 100, NASDAQ 100) und Xetra European Stars mit Aktien aus Dow Jones und STOXX 50)
    • Freiverkehr: Überwiegend ausländische Aktien und Optionsscheine, größtes Segment an der Frankfurter Börse, nur wenige formale Voraussetzungen
    • Amtlicher Markt (über 6000 Aktien und über 5000 Anleihen) und  Geregelter Markt (ca. 170 Aktien und 1500 Anleihen): organisierte Märkte, öffentlich-rechtliches Zulassungsverfahren
  • Abgeschaffte Marktsegmente
    • DAX 100 (durch HDAX ersetzt), NEMAX 50 (Ende 2004), SMAX
  • Neue Marktsegmente
    • HDAX (ersetzt den DAX 100), TecDAX, Mid-Cap-Market-Index, Classic-All-Share-Index, Technology All-Share-Index (ersetzt den NEMAX All Share)
Aktienrendite (Verhältnis von Ausschüttung zu Aktienkurs):
Deutsche Aktien erzielen zur Zeit eine Dividendenrendite von knapp zwei Prozent, europäische Aktien 2,5 Prozent, am globalen Aktienmarkt sind es dagegen drei Prozent.
Die höchsten Dividendenrenditen von Unternehmen im Dow Jones lagen im Jahre 2002 zwischen 2,8 (General Electric) und 5,9 (Philip Morris) Prozent. General Motors erzielte 5,5 Prozent. Die Dividendenrendite von DaimlerChrysler und TUI beträgt beim derzeitigen Kursniveau ( Februar 2004) jeweils 4,1 Prozent.

Deutsche Aktiengesellschaften betreiben eine kontinuierliche Dividendenpolitik (stabile oder langsam steigende Dividenden): Dividendenerhöhungen bleiben in der Regel stabil bzw. deutlich hinter den Gewinnsteigerungen zurück. Andererseits werden Dividenden aber auch nur unterproportional gekürzt, wenn die Gewinne sinken.
Dividendendeckungsverhältnis (Verhältnis von Jahresüberschuß zu Ausschüttungssumme): Dax-Unternehmen werden für das Jahr 2003 etwa die Hälfte ihrer Gewinne ausschütten (Dividendendeckungsverhältnis von 2).




Mit dem Euro hält die Stückaktie , die einen Anteil am Grundkapital verkörpert, in Deutschland Einzug. Sie ist eine unechte nennwertlose Aktie (Grundkapital wird durch die  Anzahl der ausgegebenen Aktien geteilt). Die Quotenaktie als echte nennwertlose Aktie (bestimmter Anteil am Reinvermögen wird explizit verbrieft) ist in Deutschland verboten.

Immer mehr Aktiengesellschaften in Deutschland stellen ihre Aktien von Inhaber- auf  die international üblichen Namensaktien um, weil diese die unmittelbare Kontaktaufnahme zu den Aktionären - etwa bei Unternehmensübernahmen - erleichtern und auch zur Einführung an amerikanischen Börsen nötig sind. Auch eignen sie sich besser als Akquisitionswährung bei Firmenübernahmen .

Weißer Ritter
Bezeichnung für ein Unternehmen, das einem von einer feindlichen Übernahme (unfriendly takeover) bedrohten Unternehmen zu Hilfe eilt. Wirksamste Gegenmaßnahme des weißen Ritters: Aufkauf größerer Aktienpakte des bedrohten Unternehmens. So kann der Erwerb der Kapitalmehrheit durch den unwillkommenen Investor verhindert werden.
Weiterhin kann der weiße Ritter ein eigenes – freundliches – Fusionsangebot unterbreiten.
Spektakulärster fall  einer feindlichen Übernahme war in Deutschland die Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahre 2003.




Aktienrückkauf: In den Vereinigten Staaten werden seit Jahren Aktien zurückgekauft, um Unternehmenswert und Aktienkurs zu steigern. Der Kurseffekt ist jedoch nur dann nachhaltig, wenn die Aktien beispielsweise eingezogen werden und die Gesellschaft so ihr Grundkapital verringert. Dann verbessern sich Kennzahlen wie Gewinn je Aktie oder Dividendenrendite (Dividende je Aktie) tatsächlich. Werden die Aktien hingegen für Mitarbeiteroptions-programme verwendet oder fließen anderweitig wieder auf den Markt, ist nicht viel gewonnen.
Bevor Unternehmen jedoch eigene Aktien zurückkaufen, sollten sie prüfen, ob es nicht ausreichend rentable Investitionen im Unternehmen gibt.
Aktien als Akquisitionswährung :
Die Übernahme eines Unternehmens oder der Anteilskauf werden oft nicht mehr mit Bargeld bezahlt, sondern mit Aktien der eigenen Gesellschaft. Die sich daraus möglicherweise ergebenden Probleme wurden bei der Deutschen Telekom deutlich: Telekom hatte den Erwerb von Voicestream mit eigenen Aktien bezahlt. Doch als dessen Großaktionäre diese Wertpapiere paketweise auf den Markt warfen, stürzte der Kurs rapide ab.
  • Der Erwerb solcher eigenen Aktien ist folgendermaßen möglich:

  • Erstens durch Rückkauf  und Bezahlung aus überschüssigen liquiden Mitteln. Liquiditätsmäßig steht die Gesellschaft da, als hätte sie die Akquisition mit Barmitteln erworben (Kirchner).
  • Zweitens durch Ausgabe neuer (junger) Aktien mit entsprechender Erhöhung des Grundkapitals ("genehmigtes Kapital"). Das ist natürlich liquiditätsschonender als die erste Variante.
In beiden Fällen muß aber das Bezugsrecht der Altaktionäre auf neue Papiere  ausgeschlossen werden, was nicht unproblematisch ist.
Unternehmenskäufe über Aktientausch (eigene Aktien als Akquisitionswährung) haben in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Doch Übertreibungen sind nicht ungefährlich: Sind die erworbenen Firmenwerte, wie vielfach zu beobachten, Scheinwerte, werden eines Tages erhebliche Abschreibungen auf die erworbenen Firmenwerte nötig, die die Gewinne schmälern und den Unternehmenswert beeinträchtigen.
Stimmrechtslose Vorzugsaktien ("Vorzüge") sind eine deutsche Besonderheit. Im Ausland dagegen sind sie nicht sehr beliebt. Stammaktien bewirken eine klarere Kapitalstruktur und lassen sich international leichter verkaufen.
Mit Marktkapitalisierung bezeichnet man den aktuellen Börsenwert der Aktiengattung (d.h. die Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs).
Blue Chips ist eine aus dem angelsächsischen Sprachgebrauch übernommene Bezeichnung für Standardaktien mit hohem internationalem Ansehen.
Dazu zählen die großen DAX-Unternehmen wie Siemens, Deutsche Telekom oder DaimlerChrysler.
Gegensatz: Small Caps (kleinere Aktiengesellschaften  mit geringer Börsenkapitalisierung) .

Seit 1998 kann der Anspruch der Aktionäre auf Verbriefung der Aktienanteile in der Satzung ausgeschlossen werden. Seitdem ist die Ausgabe von Papieraktien („effektive Stücke“) wegen der hohen Druckkosten drastisch zurückgegangen. Papieraktien werden meist nur noch aus Imagegründen angefertigt bzw. für Tafelgeschäfte (VW, DaimlerChrysler, Beate Uhse u. a.). In der Regel wird also das Recht an der Aktie lediglich auf dem Depot gutgeschrieben.
Indexprodukte : Die Geldanlage privater und professioneller Investoren erfolgt zunehmend auf der Basis von Indizes. Dabei haben sie die Wahl zwischen drei Arten von Indexprodukten:
  • Indexnahe Fonds
  • Indexzertifikate (beziehen sich auf einen Index, z.B. den DAX)
  • Exchange Traded Funds (ETFs), in Deutschland auch Indexaktien genannt. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um Aktien, die eine Beteiligung verbriefen, sondern um eine Beteiligung an einem Fonds.
Indexprodukte erleichtern dem Anleger die Entscheidung, welche Aktien er kaufen soll. Die Streuung der Anlage auf mehrere Titel mindert sein Risiko.
Mängel im Berichtswesen :   Im Berichtswesen der Konzerne dominieren immer noch Erfolgsgrößen wie Umsatz oder  Cash Flow.
Unternehmenswertorientierte Erfolgsgrößen wie beispielsweise der  Discounted Cash Flow (DCF) oder der Economic Value Added (EVA) finden sich dagegen selten (Untersuchung  von Horvath & Partner).
Zwangsausschluß von Minderheitsaktionären/Squeeze-out (to squeeze out = auspressen, ausdrücken) : Nach dem ab Januar 2002 in Kraft getretenen Übernahmegesetz kann ein Großaktionär, sofern er mindestens 95 Prozent eines Unternehmens hält, Minderheitenaktionäre auch gegen deren Willen mit einer angemessene, am Verkehrswert orientierten Abfindung aus dem Unternehmen drängen. Die Allianz AG macht als eines der ersten Unternehmen hiervon Gebrauch. Inzwischen hat auch die Züricher Muttergesellschaft ABB Asea Brown Boveri AG beschlossen, die Mannheimer ABB vom Kurszettel verschwinden zu lassen: Die rund 100.000 Aktien der Minderheitsaktionäre (1,5% des Kapitals) werden gegen eine Abfindung (270 Euro je Stückaktie in bar) auf die Muttergesellschaft übertragen. Damit kommt die Muttergesellschaft  komplett in den Besitz ihrer deutschen Tochter.
Dieser Zwangsauschluß wird immer beliebter: Bisher haben rund 170 Unternehmen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Mit GAAP in die Bilanzlüge?: Durch den  Skandal des Energiehandelsriesen Enron ist der bislang als Garant für transparente Buchführung gehaltene Bilanzierungsstandard US-GAAP ( Accepted Accounting Principles ) in die Kritik geraten: Die wirtschaftliche Bedeutung der Unternehmensaktivitäten wird hierdurch nicht immer richtig wiedergegeben.
So ist es beispielsweise nach US-GAAP möglich, noch nicht realisierte Gewinne kommender Jahre  sofort zu verbuchen. Ent-sprechend hat Enron nicht realisierte Gewinne der kommenden zehn Jahre bereits heute in der Bilanz berücksichtigt.
Es stellt sich daher die Frage, ob die gegenwärtige Tendenz deutscher Unternehmen, ihre Bilanzierung auf US-GAAP umzustellen, überdacht werden sollte. In den USA werden jetzt sogar die ersten Stimmen von berufener Seite laut, welche die Einführungen der europäischen/deutschen Bilanzierungsregeln fordern.

Privat Equity: Finanzierung außerhalb der Börse, also durch privates Kapital. Beispiele: Management-Buy-Out, verschiedene Formen der Venture-Capital-Beteiligungen.
In Deutschland und Großbritannien kehren viele Unternehmen der Börse den Rücken ("Die Börse ist keine Einbahnstraße"): Das Venture Capital ist eine interessante Alternative zur Börsen-finanzierung. Üblich ist, daß ein Venture-Capital-Fonds ein Unternehmen den Aktionären zu einem attraktiven Preis abkauft, das Management am Eigenkapital beteiligt, Restrukturierung und anschließende Expansion mit Fremdkapital finanziert (Beispiel: Autozulieferer Kiekert). In der Regel handelt es sich hierbei um eine strategische Beziehung, bei der der Investor die unternehmerischen Entscheidungen begleitet und beeinflußt.
Factoring : Das sogenannte Standardfactoring ist die am häufigsten abgeschlossene Variante. Sie umfaßt
  • Finanzierung
  • Risikoübernahme
  • Debitorenmanagement.
Relativ häufig wird auch das "Inhousefactoring" vereinbart. Die Factorgesellschaft übernimmt hier
  • Finanzierung und
  • Risikoabsicherung,
während der Factorkunde das Debitorenmanagement im eigenen Hause betreibt.
Erheblich seltener ist das " Fälligkeitsfactoring ". Hier übernimmt der Factor
  • Risikoabsicherung und
  • Debitorenmanagement,
doch er nimmt keine Liquidität in Anspruch.
Die neuen Ratingvorschriften werden bewirken, daß das Factoring als Finanzierungsmöglichkeit wichtiger wird.

Loyalität der Aktionäre :  Nur knapp 20 Prozent der Aktionäre halten ihre Aktien zur Zeit länger als ein Jahr. Die Aktionärsloyalität sinkt also drastisch. Nach Hinterhuber ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, daß nicht mehr hohe Dividenden für eine langfristige Bindung der Aktionäre sorgen, weil diese sich eher am Shareholder Value orientieren, bei dem die Bedeutung der Dividenden gegenüber erwarteten Kurssteigerungen (capital gains) stark zurücktritt (Beispiel: Microsoft hat bis heute  keinen Cent an Dividende ausgeschüttet). Um diese Kurssteigerungen zu realisieren, müssen die Aktien aber verkauft werden. Die Aktionärsbindung an ein Unternehmen sinkt also.
Rating (Bonitätsurteil):
Die Kreditvergabe vor allem an mittelständische Unternehmen wird sich ändern: In Zukunft müssen Banken bei jedem Kredit für den Kreditnehmer eine Beurteilung seiner zukünftigen Zahlungsfähigkeit vorlegen - ein sogenanntes Rating.

Die Kreditkosten, also die Zinsen, sind in Zukunft viel stärker das Ergebnis rationaler Überlegungen und weniger des Verhandlungsgeschicks. Mit einem Bonitätsrating hat die Bank ein Instrument zur Zinsdifferenzierung in der Hand. So werden manche Firmenkredite sicher teurer werden:

Inzwischen haben sich allerdings wesentliche Probleme für die Ratingagenturen ergeben, weil deren voreiliges Herunterstufen von Firmenbonitäten nicht mehr vertretbar ist und auch nicht mehr akzeptiert wird. Die ersten Prozesse deuten sich an (ThyssenKrupp).




Der Erfolg im Internet wird neuerdings mit " Stickiness " (Klebrigkeit) tituliert: Wie oft, wie lange und wieviele verschiedene Seiten besuchen die Nutzer? Je höher dieser Wert ist, desto mehr Geld können die Unternehmen mit Internet-Werbung und E-Commerce verdienen. In den USA haben AOL augenblicklich den bei weitem größten "Stickiness-Wert",in Deutschland T-Online.
Die Bewertung des Kundenpotenzials an Hand von Kennziffern wie Zahl der Nutzer einer Homepage, ihre Verweildauer auf den Homepages u. a. sind nicht unproblematisch, weil viele Nutzer eine Homepage oft nur zum Sprung in das Internet brauchen, ohne der Startseite große Beachtung zu schenken und auch die durchschnittliche Nutzerzeit lässt nicht erkennen, wie lange der Kunde tatsächlich auf die Homepage schaut. Auch garantiert die Zahl der Nutzer noch keine Gewinne. Fruchtbarer ist hier die "Gorilla-Theorie": Nach dieser Theorie sind Anleger bereit, für den Marktführer einen höheren Preis zu zahlen. Entscheidend ist vor allem, ob es dem Unternehmen gelingt, Bruttomarge und Marktanteil zu steigern bzw. die Erwartungen des Marktes diesbezüglich zu übertreffen.
Due Diligence:
Der Begriff bedeutet soviel wie " mit der erforderlichen Sorgfalt " und wird zunehmend bei Firmenfusionen verwendet für umfassende Analysen über den Fusions- oder Übernahmekandidaten (Kauf- oder Übernahmeprüfung). Mit einer solchen Due Diligence (insbesondere als Technical Due Diligence, Financial Due Diligence, Human Due Diligence) sollen die Zukunftsentwicklung des zu übernehmenden Betriebes sowie mögliche Risiken und Chancen aufgezeigt und bewertet werden (Fragen des Marktes, der Wettbewerber, der Produkte, finanzielle und rechtliche Aspekte, Umweltfragen). Eine Due Diligence geht also weit hinaus über die nur formale Prüfung von Jahresabschlüssen oder Handelsbüchern, denn es ist eine umfassende, vergangenheits- und zukunftsorientierte betriebswirtschaftliche Prüfung des Übernahmekandidaten mit dem Ziel, Risiken zu minimieren und Chancen abzuschätzen. Im Rahmen der Market Due Diligence sind beispielsweise Informationen über zukünftige Kunden und Wettbewerber und die künftigen gesellschaftlichen, rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen nötig und deren Konsequenzen sowie Chancen für den Geschäftsverlauf und die Strategie des Unternehmens, letzten Endes also über die erwarteten Zahlungsströme .
Viele Fusionen schaffen keinen zusätzlichen  Wert: Bei weit über 50 Prozent aller Zusammenschlüsse ist der Shareholder Value nicht schneller gewachsen als der Branchendurchschnitt. Häufig mangelt es an einem sorgfältig entwickelten  Konzept für die Integration und an der Fähigkeit des Aufkäufers, in der Integrationsphase die sogenannten "weichen Faktoren" (insbesondere den menschlichen  Faktor) zu berücksichtigen.
Eine neuere Untersuchung (Accenture/Schewe) bestätigt, daß Widerstände von Mitarbeitern die größte Barriere bei der Integration von fusionierten Unternehmen ausmachen. Über alle anderen Faktoren gehen die Meinungen nach dieser Untersuchung teilweise weit auseinander.

Hinzu kommt eine  unklare oder unehrliche Kommunikation. Nicht die Restrukturierung selbst ist also das eigentliche Problem, sondern die Art und Weise, also das Integrationsmanagement (vgl. Change Management).

Bei vielen Fusionen im Pharmabereich wird deshalb schon von einem sog. Placeboeffekt gesprochen: Die Schwächen und Führungsfehler der einbezogenen Unternehmen wurden nicht behoben. Zumindest im Pharmabereich schneiden immer noch die Unternehmen am besten ab, die aus eigener Kraft gewachsen sind und sich auf ihr Kerngeschäft beschränkt haben, also auf Fusionen verzichteten (Ergebnis einer Branchenanalyse).


Fusionsgründe :
Augenblicklich dominieren horizontale Fusionen (Partner der gleichen Branche) eindeutig. Ziel dieser Strategie ist die Konzentration auf die Kernkompetenzen eines Unternehmens. Dabei dominieren drei Fusionsgründe:
Weltweit wachsende Märkte verlangen Global Players, also weltweit operierende Unternehmen. Folglich dominieren grenzüberschreitende Zusammenschlüsse. Hinzu kommt die Deregulierung, d h. die Öffnung der Dienstleistungsmärkte (Telekommunikation, Energie, Verkehr, Banken) als Wegbereiter von Fusionen. Jetzt können sich die Unternehmen hier auch auf internationalem Terrain versuchen.
Drittens setzt sich das angelsächsische  Konzept des Shareholder Value durch, so dass  Unternehmen Ausschau nach Beteiligungen halten, mit denen sie den Shareholder Value verbessern können.


Viele Aktiengesellschaften müssen sich immer wieder gegen offenbar mißbräuchliche Klagen von Aktionären gegen wichtige Beschlüsse ihrer Hauptversammlungen wehren. Mit solchen An-fechtungsklagen - an sich ein Mittel zum Schutz der Minderheit vor willkürlicher Herrschaft der Mehrheit - werden wichtige unternehmerische Maßnahmen blockiert. Häufig leisten die Gesellschaft oder ihre Großaktionäre vollkommen unberechtigte Zahlungen an solche Kläger - Zug um Zug gegen Rücknahme der Anfechtungsklage.
Im Zeichen des Shareholder Value bzw . der zunehmenden Aktionärsorientierung deutscher Aktiengesellschaften  verbessern sich Berichterstattung und Transparenz in Richtung einer stärker aktionärsorientierten  Informationspolitik zur besseren Pflege der Investor Relations .  Dabei finden auch Shareholder-Value- typische  Maßnahmen  Eingang in die Berichterstattung und dem Cash Flow wird viel größere Aufmerksamkeit gewidmet.
Auch auf die Existenz von unternehmenswertorientierten Entlohnungssystemen für Mitarbeiter und Management wird oft hingewiesen, um eine weitgehende Interessengleichschaltung anzudeuten (vgl. Agency Theory ).
Generell gilt allerdings für Deutschland immer noch, daß die Beziehungen zu den Investoren verbessert werden sollten. (Verantwortlich hierfür sind aber nicht nur die Abteilung für Investor Relations, sondern auch die Führungskräfte selbst.)

Speziell am Neuen Markt  kommen viele Unternehmen ihren Informationsverpflichtungen nur unvollkommen nach:

  • ihre Berichterstattung ist nicht transparent genug,
  • mit überhöhten Prognosen versuchen sie, die Börsenkurse nach oben zu hieven (“Neuer Markt als Geldmaschine”), verfehlte Vorhersagen sind an der Tagesordnung,

  • viele Informationen sind dürftig, manchmal sogar falsch: Selbstdarstellung und bunte Bilder statt harter Fakten und Leistungen. Planzahlen sollten erst dann veröffentlicht werden, wenn hinreichend geklärt ist, welche Ziele erreicht und welche Strategien aus welchem Grund verfolgt werden sollen.



Warum passt die Türkei nicht in die Europäische Union (W. Schulhoff, FAZ 18. 4. 2000)?
Die Türkei ist ein in höchstem Maße orientalisch-islamisch geprägter Staat, den man durch Auf-nahme in die EU dazu zwingen würde, seine Denktraditionen und Wertedefinitionen, wesentliche Elemente seiner nationalen Identität, also religiöse Wertvorstellungen, ausgeprägtes nationalistisches Selbstverständnis und eine überhöhte Rolle des Militärs, aufzugeben. Doch das ist unrealistisch, schon weil die Türkei kaum dazu bereit sein wird. Wegen dieser gravierenden Unterschiede der Normen und Werte wäre das Modell einer engen Partnerschaft also der bessere Weg.
Auch viele mittel- und osteuropäischen Länder sind nicht reif für einen Beitritt  und die Europäische Union ist auf diesen Beitritt denkbar schlecht vorbereitet. Ihr Beitritt könnte sogar den Konkurs der EU-Finanzsysteme bedeuten (Friedrich).
Nach Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschafts-forschung dauert es etwa dreißig Jahre, bis sich der Einkommensabstand zwischen der Europäischen Union und den Bewerberländern aus Mitteleuropa halbiert hat. So erreichen Polen, Bulgarien und Rumänien je Einwohner nur einen Bruchteil der durchschnittlichen EU-Wirtschaftsleistung.


Bremsen für das Wirtschaftswachstum :  Deutschland steht nach Ansicht des Unternehmensberaters Roland Berger wirtschaftlich vor einem „der härtesten Winter seit Jahrzehnten“. Gebremst werde die Wirtschaftsentwicklung vor allem durch „die hausgemachten Probleme: Bürokratie und Überregulierung, zum Beispiel im Tarifrecht und auf dem Arbeitsmarkt“. Dies verhindere Existenzgründungen und neue Arbeitsplätze. Hinzu komme die hohe Steuer- und Ausgabenlast. Angesichts leerer öffentlicher Kassen müsse sich die künftige Bundesregierung auf Reformen konzentrieren, „die wenig kosten, aber eine große Wirkung entfalten“, betonte Berger. Zum Beispiel seien statt starrer Flächentarife mehr betriebliche Bündnisse nötig, um Arbeitsplätze zu erhalten.
Jüngste Anekdote zur Bürokratie in Deutschland: Das Amt für Arbeitsschutz wollte einem Flensburger Fotografen tatsächlich ein Fenster in der Dunkelkammer vorschreiben. Begründung: Die dort Beschäftigten müßten ausreichend mit Licht versorgt werden.

Die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport wollte eine Wartungshalle für den neuen Airbus 380 bauen. Hiergegen wurden von Anliegern  41.000 Einsprüche erhoben. Um diese abarbeiten zu können, mußte Fraport auf eigne Kosten (2,5 Millionen Euro) und  auf eigenem Gelände eine Anhörungshalle für 1000 Besucher bauen. Nach Fertigstellung kamen dann gerade mal 30 Anwälte der Klägerseite.

Beispiel zur Komplexität und Bürokratie: Während das Bundesgesetzblatt in den 50er-Jahren noch rund 1000 Seiten umfaßte, sind es heute 3.700 Seiten pro Jahr.


“Ökosteuer”
Das viel zitierte Ziel der doppelten Dividende ( Umweltschutz und niedrige Arbeitskosten , weil die Sondersteuer zur Verteuerung der Umweltbelastung teilweise zur Senkung der Rentenbeiträge eingesetzt werden soll), ist nicht zu erreichen: Wenn die Autofahrer tatsächlich wegen steigender Benzinpreise weniger tanken, sinkt das Aufkommen aus der Mineralölsteuer. Damit sinken aber die Chancen, den Faktor Arbeit zu entlasten.
Im übrigen werden immer größere Teile der Steuereinnahmen nicht – wie ursprünglich zugesagt – zur Senkung der Arbeitskosten eingesetzt, sondern zur Sanierung des Bundeshaushalts. So liegt Westdeutschland nach den neuesten Zahlen im internationalen Vergleich mit 26,36 Euro pro Arbeitsstunde (Verarbeitendes Gewerbe) nach Norwegen auf Rang zwei.

Nach dem neuen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsminister (2004) profitiert die Umwelt  in keiner Weise von der Klimaschutzpolitik, während die Volkswirtschaft großen Schaden davonträgt. Die  vielen Milliarden Euro, die die Stromverbraucher für die Förderung erneuerbarer Energieträger aufbringen müssen, sind die teuerste Art überhaupt, den Kohlen-dioxydausstoß zu reduzieren.



Vermögensteuer :  Die Vermögensteuer ist eine Substanzsteuer, was bedeutet, daß die Quelle (Substanz), auf der die  Einkommenszuwächse beruhen, angegriffen wird. Besteuert werden sollten jedoch nur die Einkommenszuwächse selbst, nicht das Vermögen ohne Rücksicht auf seine tatsächlichen Erträge.
Viertes Finanzmarktförderungsgesetz (Juli 2002):
Hauptziele : Anlegerschutz verbessern, flexiblere Handlungsmöglichkeiten für Börsen, Marktteilnehmer und Kapitalanlagegesellschaften, Lücken im bestehenden Abwehrsystem gegen Geldwäsche schließen.
Der amtliche Handel (das börsliche Segment mit den strengsten Zulassungs- und Zulassungsfolgepflichten) heißt nunmehr amtlicher Markt . Im geregelten Markt, dem zweiten börslichen Marktsegment, gelten die schon bislang vorgesehenen Mindeststandards fort. Darüber hinaus besteht für die Börsen die Möglichkeit, für bestimmte Teilbereiche der börslichen Marktsegmente zusätzliche Anforderungen einzuführen (z. B. die Vorlage von Quartalsberichten, die Anwendung bestimmter Bilanzierungsgrundsätze, einen vorgeschriebenen Streubesitzanteil).
Amtlicher Markt und geregelter Markt und ihre jeweiligen Teilbereiche erfüllen die Voraussetzungen eines "Regulated Market" im Sinne der europäischen Wertpapierdienstleistungsrichtlinie.
Wertpapiere, die die dort geltenden strengen Anforderungen nicht erfüllen, können wie bisher im Freiverkehr gehandelt werden. Darüber hinaus können Wertpapiere künftig auch unter erleichterten Bedingungen in den Handel des geregelten Marktes einbezogen werden, für die bisher nur der Freiverkehr zur Verfügung stand.
Weiterhin wird die bisherige Koppelung der Zulassung von Wertpapieren in einem Marktsegment mit einer einzigen Form der Preisfeststellung (amtlicher Handel und geregelter Markt ausschließlich durch Kursmakler beziehungsweise Börsenmakler) aufgegeben. Damit entfällt auch die amtliche Kursfeststellung durch Kursmakler.






Beyer, Horst-Tilo (Hg.): Online-Lehrbuch BWL, http://www.online-lehrbuch-bwl.de