Wissensmanagement
|
Autor
|
Seminarleiter: Prof. Beyer
|
WS 2000/2001
|
Hauptstudium
|
|
|
Handout PDF
|
|
Wissensmanagement
1. Einführung:
-
Wissen wird zum vierten Produktionsfaktor neben Boden, Arbeit
und Kapital
-
Bedürfnisse und Kundenwünsche an Produkte und Dienstleistungen
werden zunehmend anspruchsvoller und vielfältiger
-
der globale Wettbewerb zwingt die Unternehmen zu Investitionen
in die Bereiche Qualität, Kosten, Zeit und Forschung und Entwicklung
1.1. Was ist Wissen?:
-
die Definition des Wissensbegriffs gestaltet sich bis heute
als Problem
-
Duden: "Gesamtheit der Erkenntnisse auf einem bestimmten
Gebiet; es entsteht erst durch das Verständnis von Zusammenhängen"
-
Information stellt ein notwendiges Medium oder Material für
die Bildung von Wissen dar
1.2. Was ist Wissensmanagement:
-
es beschäftigt sich mit dem Teil der Lernprozesse, die
als gestaltbar angesehen werden
-
Führungskräften sollen gezielte Eingriffe in die
organisatorische Wissensbasis geliefert werden
-
die organisationale Wissensbasis umfaßt sämtliche,
allen zugängliche individuelle und kollektive
Wissensbestandteilen (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrung,
Routine, Normen)
2. Wissensschaffung im Unternehmen
2.1. Theorie der Wissensschaffung:
Dimension/Ebenen
-- implizitem Wissen, das in den Köpfen der Organisationsmitglieder
gespeichert ist und die informellen Fähigkeiten (Know-how) und mentalen
Vorstellungen enthält und
-- explizitem Wissen, das direkt und mit Erfahrung problemlos
in Worten weitergegeben werden kann
2.2. Die Spirale des Wissens nach Nonaka:
-
Sozialisation: Ein Individuum eignet sich durch Erfahrung,
Beobachtung und Nachahmung implizites Wissen an (Lehrlingsausbildung)
-
Externalisierung: Implizites, eigenes Wissen wird in Konzepten
und Modellen artikuliert, und damit in kommunizierbares und diskutierbares
explizites Wissen umgewandelt
-
Kombination: Explizites Wissen wird in Kommunikationssystemen
( z.B. Telefon, Computernetze) ausgetauscht; durch Sortierung, Filterung
und Sammlung entsteht neues Wissen
-
Internalisierung: Explizites Wissen wir in implizites Wissen
eingegliedert (z.B. learning by doing)
3. Wissensmanagement
3.1. Konzept nach Albrecht:
-
Wissensmanagement als ganzheitliches System und nicht an
Experten, Stäbe und Abteilungen delegierbare Aufgabe der Unternehmensführung
-
Gestaltungskonzeptionen: -- Wissensressourcen - Management
-- Humanressourcen - Management
-- Wissenstechnikmanagement
-
Hauptaufgabe besteht in der Bereitstellung des notwendigen
Wissens an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt in erforderlicher
Menge und Qualität,
3.2. Konzept nach Wilke (organisatorischer Ansatz):
-
hier steht die Eigenständigkeit der Organisationsmitglieder
im Vordergrund
-
das System basiert auf zwei Grundpfeilern:
-- der Qualität der Mitglieder einer Organisation
-- dem kollektiven Wissen der Organisationsmitglieder
-
die Qualität des Wissensmanagements bestimmt die Intelligenz
der Organisation
3.3. Konzept nach Pawlowsky (personalwirtschaftflicher
Ansatz).
-
Aufgabe des Wissensmanagements liegt in der Abstimmung des
zukünftigen Qualifikationsbedarfs mit den verfügbaren Qualifikationspotentialen
-
die drei Formen möglicher Ergebnisse des Lernprozesses
als
-- Veränderung des Denkens (kognitives Lernen) --
Veränderung des Fühlens (Organisationskultur) -- Veränderung
des Handelns (Verhalten)
4. Die Bausteine des Wissensmanagements
4.1. Wissensziele:
-
die Aktivitäten des Wissensmanagements sollen eine wissensbewußte
Unternehmenskultur schaffen
-
operative und strategische Ziele müssen aufeinander abgestimmt sein
-
Ziele müssen quantifizierbar sein
-
sie müssen für Mitarbeiter, Teams und Organisationen formuliert
werden
4.2. Wissenstransparenz:
-
vor teuren Investitionen zum Aufbau neuen Wissens müssen die Wachstums-
und Kostensenkungspotentiale des Produktionsfaktors "Wissen" ausgeschöpft
bzw. transparent gemacht werden
-
die Träger internen und externen Wissens müssen identifiziert
und die Suche der Mitarbeiter nach Lösungen muß unterstützt
werden
-
die Schwierigkeiten des Managements liegen in der zielgerichteten Selektion
relevanter Informationen aus Fachliteratur, Emails, Technologieberichten
und dem Internet
-
Beispiele für die gezielte Systematisierung wissenswerter Information
sind "Knowledge Maps", Wissenstopographien und Wissensbestandskarten
4.3.Wissenserwerb:
-
bei der Beschaffung von Wissen müssen Unternehmen oft auf externe
Quellen zurückgreifen (Weiterbildung, Kooperationen mit Kunden, Zeitschriftenrecherche,
Konkurrenzanalyse und Zusammenarbeit mit Zulieferern)
-
Die Akquisition von Wissen anderer Firmen ist eine Möglichkeit, schneller
Kompetenzen aufzubauen als es aus eigener Kraft möglich wäre
((1)Übernahme innovativer Firmen, sog. "Produkt Links" = flexible
Kooperationen, die den Zugang zu Wissensquellen für sich schnell ändernde
Bereiche wie Produktion oder Marketing sichern.(2) Erwerb von Stakeholderwissen
und dem Wissen externe Berater)
4.4.Wissensentwicklung:
-
Wissensentwicklung besteht aus der Produktion von Fähigkeiten, neuen
Produkten, besseren Ideen und leistungsfähigeren Prozessen
-
individuelle Wissensentwicklung beruht auf Kreativität und Problemlösungsfähigkeit,
die bei den Mitarbeitern unterstützt werden müssen (betriebliches
Vorschlagswesen, KVP mit entsprechendem Anreizsystem (z.B. Opel)
-
praktische Umsetzung in KMUs: Brainstorming, Brainwriting und Morphologie,
...
-
praktische Umsetzung in großen Unternehmen: Szenariotechnmiken, Lernarenen,
...
4.5. Wissens(ver)teilung:
-
technische Infrastrukturen können den simultanen Wissensaustausch
über elektronische Netze fördern (Groupware- Systeme, MIS)
-
Hauptproblem liegt in der Abschottung und Zurückhaltung von Wissen
aus Angst vor persönlichen Nachteilen oder aufgrund eigensüchtiger
Motive; Wissensmanagement muß dieses Wissen institutionalisieren
-
Studien belegen jedoch, daß sich Unternehmen bei den hohen Investitionen
in sog. "Knowledge-Sharing-Technologies" zu sehr auf die technische Dimension
stützen und zu wenig auf die soziale Dimension eingehen
-
Probleme liegen dabei oft :
-- in der geringen Vorbildfunktion des Top-Managements
--im hohen Zeitaufwand für erfolgreiche Mitglieder, denen der
Nutzen der Wissensweitergabe zu gering erscheint
--in der Einstellung "Wissen ist Macht" - ich setze es lieber für
meine Karriere ein (Wissensmonopolisierung)
4.6. Wissensbewahrung:
-
Unternehmen besitzen oft informelle Netzwerke, die wichtige, aber wenig
beachtete Prozesse steuern und die durch Reorganisation und Business Reengineering
zerstört werden können
-
Die Bewahrung dieses Wissens muß durch ständige Selektion, Aktualisierung
und Speicherung organisiert werden
4.7. Wissensnutzung:
-
dem Wissen des Anderen wird oft sehr skeptisch gegenübergestanden,
weil es nicht "self invented" ist; wenn Unkenntnis über den Verfasser
bzw. den Urheber herrscht, wird die Information nicht gerne verwendet;
der potentielle Nutzer muß daher erst von der Qualität des Wissens
überzeugt werden
-
persönliche Beziehungen zwischen Wissensgeber und Wissensnehmer können
diese Hemmschwelle beseitigen
5. Wissen und Innovation:
-
die Innovationsfähigkeit entscheidet über die Überlebensfähigkeit
eines Unternehmens; sie kann jedoch nicht verordnet werden, sondern entsteht
aus einem Klima des Einfallsreichtums und der Kreativität
-
mit Innovation wird meist ein deutlich höherer Kundennutzen oder Mehrwert
verbunden, der sich auf Produkte und Dienstleistungen bezieht
Literatur
Abrate, H.: Betrieb und Praxis im Überblick; aus
FAZ vom 18.1.1999
Lottermann/Bolduan: Betrieb und Praxis im Überblick.
FAZ vom 26.10.1999, Nr. 248
Bulliger, H.: Wissen wird zum strategischen Wettbewerbsfaktor.
FAZ vom 22.2.1999, ders.: Wissen wird nur selten geteilt. FAZ vom 7.12.1998