Kosten senken durch flexible Arbeitzeiten - dargestellt an praktischen Beispielen
Autorin: Karin Kohl Semester: WS98/99 Hauptstudium
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Kosten senken durch flexible Arbeitszeiten
- dargestellt an praktischen Beispielen







I. Arbeitszeitflexibilisierung als Teil des Zeitmanagements

II. Kostenvorteile durch den Einsatz flexibler Arbeitszeiten

1. Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung

- "Oberbegriff für alle Formen der Arbeitszeitgestaltung mit veränderlicher Dauer (Länge) und Lage (Anord-nung) der Arbeitszeit".
- "Flexible Arbeitszeitregelungen sind solche Regelun-gen, die mittels eines vorhandenen Handlungsspiel-raums eine gezielte Anpassung der Arbeitszeit im Hin-blick auf veränderte bzw. sich ändernde inner- und außerbetriebliche Bedingungen zulassen".
Die Instrumente zur Flexibilisierung der Arbeitszeit sind mannigfach. Oftmals Einsatz von branchen- oder be-triebstypischen Varianten bzw. kombinierten Modellen.
Tab. 1: Gestaltungsformen flexibler Arbeitszeiten
(aus: Beyer, H.-T. (1986): Betriebliche Arbeitszeitflexiblisierung, München)

2. Flexibilitätsinteressen der Betriebe

a) Abkoppelung der Betriebszeit von der Arbeitszeit

    Betriebszeitverlängerung bei proportional zunehmender Produktionsmenge Betriebszeitverlängerung bei konstanter Produktionsmenge
    Senkung von weiteren Investitionskosten, da mit dem gleichen Betriebsmittelbestand mehr produziert werden kann. Senkung des Investitionsvolumens bzw. Stillegung von Betriebsmitteln, da eine bestimmte Produktionsmenge mit einer geringeren Anzahl von Betriebsmitteln hergestellt werden kann (Maschinen, Anlagen, Gebäude usw.). Erhöhung der Wirtschaftlichkeit durch den Einsatz neuer, moderner Technologien.
    Kapitalkosten (=substituierbare Fixkosten in Form von kalk. Abschreibungen, Zinsen und Mieten sowie Wagniszuschlägen) bleiben als Periodenkosten konstant. Kapitalkosten werden mit zunehmender Betriebszeitverlängerung gesenkt. Die Periodenkosten nehmen ab.
    Mit zunehmender Produktionsmenge nehmen die Stückkosten aufgrund der Fixkostendegression ab. Durch die geringeren Kapitalkosten wird ein kleinerer Fixkostenbetrag auf eine gleich große Produktionsmenge verteilt und die Stückkosten nehmen ab.
    Insgesamt interessiert bei einer Betriebszeitverlängerung der Gesamtkostenverlauf, da auch die von der Produktionsmenge abhängigen variablen Kosten zu berücksichtigen sind. Ziel der Betriebe muß es sein, durch die Gegenüberstellung von Erlös und Kosten die individuelle kostenoptimale Betriebszeit zu ermitteln.

    Praxisbeispiel: "99-Stunden-Modell im 2-Schicht-Betrieb" des BMW Werkes Regensburg

    Betriebszeit: Montag-Freitag: 2 Schichten à 9 h, Samstag: 1 Schicht à 9 h ® 11 Schichten/Woche mit insgesamt 99 h
    Arbeitszeit: 3-Wochen-Rhythmus mit 11 Arbeitstagen je Mitarbeiter ® durchschnittlich 33h/Woche und zusätzlich einige Ausgleichsschichten pro Jahr aufgrund der höheren tariflichen Arbeitszeit.
    Das Arbeitszeitmodell bringt eine fixe Zusatzkapazität von 24,2% gegenüber einem herkömmlichen 2-Schicht-Betrieb.

    b) Bedarfsorientierter Einsatz von Arbeitskräften





Abb. 1: Reduzierung von Personalbedarf und -kosten durch Anpassung von Arbeitszeitangebot - und nachfrage
(aus: Van Deelen, H. (1987): Kostenoptimale Arbeits- und Betriebszeiten) Prozyklischer Auf- und Abbau von Zeitguthaben bei konjunkturbedingten Nachfrageschwankungen. Qualifiziertes Personal und eingespielte Arbeitsteams bleiben erhalten und sichern die Teamproduktivität. Durch den bedarfsorientierten Einsatz von Arbeitskräften kann auch die Wettbewerbsposition der Betriebe verbessert werden. Auf spontane Marktbewegungen mit kurzfristigen Lieferterminen oder auf spezielle Kundenwünsche kann schneller reagiert werden. Durch phasenweise verlängerte Arbeitszeiten läßt sich der Produktionszeitraum verkürzen und der Umsatz steigern. Flexible Arbeitszeiten nutzen folglich nicht nur dem Betrieb, sondern fördern auch die Kundenzufriedenheit.

c) Vorteile durch Telearbeit

Tab. 2: Ausgewählte Nutzfaktoren der Telearbeit
(aus: Deges, F. (1997): Telearbeit als innovative Form der Arbeitsorganisation. In: Gutmann, J. (Hrsg.): Flexibilisierung der Arbeit. Stuttgart)

III. Erfolg durch Zeitmotivation der Mitarbeiter

Im Rahmen des betrieblichen Zeitsystems können flexible Ar-beitszeitmodelle durch ihre kos-tensenkenden Effekte große Wettbewerbsvorteile für die Be-triebe erzielen.

Innovatives Zeitmanagement setzt prinzipiell Verhaltensände-rungen bei Führungskräften und Mitarbeitern voraus. Das Zeibe-wußtsein muß geweckt werden und die Opportunitätskosten von Zeitverzögerungen sollten be-kannt sein. Die Mitarbeiter sollten motiviert und befähigt sein, auch im Interesse des Betriebes Ent-scheidungen besonders über Lage und Verteilung ihrer indivi-duellen Arbeitszeit zu treffen.





Literaturhinweis:






















Beyer, Horst-Tilo (Hg.): Online-Lehrbuch BWL, http://www.online-lehrbuch-bwl.de