Beziehungsmanagement | |||
Autor: Stefan Langer | Seminarleiter: Prof. Beyer | SS 2001 | Hauptstudium |
Handout PDF |
Beziehungsmanagement
mit Direktmarketing und Kundenintegration als Chance im Servicebereich
1. Definition und Ziel des Beziehungsmanagements
1.1 Definition
Als umfassendes Konzept bezieht sich Beziehungsmanagement auf alle Arten von Beziehungen eines Unternehmens, also auf Kundenbeziehungen, Lieferantenbeziehungen, Beziehungen zu Wettbewerbern etc.
Beziehungsmanagement ist die aufeinander abgestimmte Gesamtheit der Grundsätze, Leitbilder und Einzelmaßnahmen zur langfristig zielgerichteten Selektion, Anbahnung, Steuerung und Kontrolle von Geschäftsbeziehungen.
Im Mittelpunkt steht allerdings primär die Kundenbeziehung. Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management = CRM) wird wie folgt definiert:
CRM
ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensführung.
Er integriert und optimiert abteilungsübergreifend alle kundenbezogenen
Prozesse in Marketing, Vertrieb, Kundendienst sowie Forschung & Entwicklung.
Dies geschieht aufgrund einer Datenbank mit einer entsprechenden Software
zur Marktbearbeitung.
1.2 Ziel des Beziehungsmanagements
Ziel des Beziehungsmanagements ist es, über eine hohe Kundenbindung einen Wettbewerbsvorteil zu erreichen, da die Kosten für die Erhaltung des Kundenstammes günstiger sind als die Kosten für die Gewinnung neuer Kunden.
Kundenbindung wird auf zwei Arten erreicht. Zum einen
führt die Befriedigung der Kundenbedürfnisse zu Kundennutzen
und Kundenzufriedenheit. Die Zufriedenheit des Kunden führt dann i.a.
zu Kundenloyalität (immaterielle Wechselkosten) und diese wiederum
zu Kundenbindung. Zum anderen besteht auch die Möglichkeit über
materielle Wechselkosten, d.h. faktische Bindungen, die Kundenbindung zu
erhöhen. Die faktischen Bindungen können durch ökonomische
(direkte, Lern- und künstliche Wechselkosten) oder vertragliche Bindungen
entstehen.
2. Übersicht
Abb.1: Übersicht Beziehungsmanagement
3. Prinzipien des Beziehungsmanagements
Beziehungen durchlaufen im Zeitverlauf ihrer Natur entsprechend
unterschiedliche Phasen, so dass sich die Idealisierung eines Beziehungs-Lebenszyklus
(Annäherung - Aufbau - Reife - Degeneration/Ero-sion/Revival) anbietet.
Je nach Phase der Beziehung ändern sich auch die Kundenbedürfnisse
sowie die Umsätze bzw. die Deckungsbeiträge. Beziehungsmanagement
beinhaltet folglich eine dauerhafte und langfristige Perspektive. Daher
kommt dem Service als Kundenkontaktstelle in der Nachkaufphase (z.B. Kundendienst,
Beschwerden) eine zentrale Bedeutung in der Beziehungspflege zu. Daneben
sind Beziehungen durch Individualität und Persönlichkeit geprägt.
Dementsprechend müssen auch die Kundenkontakte ausgestaltet werden.
Entscheidender Punkt ist die Gestaltung der Kunden-Schnittstelle. Je nach Größe des Unternehmens bietet sich die Einrichtung eines zentralen Customer Service Centers an, das alle Kundenkontakte integriert und koordiniert. Wird die Kunden-Schnittstelle in das Unternehmen integriert, spricht man von Kundenintegration . Dabei stellt der Kunde so genannte externe Faktoren zur Verfügung und greift somit in den betrieblichen Leistungserstellungsprozess ein. Man unterscheidet Eingriffstiefe (auf welcher Wertschöpfungsstufe), Eingriffsintensität (Zahl, Art und Umfang), Eingriffsdauer und Eingriffszeitpunkt.
Durch die Beteiligung am Leistungserstellungsprozess wird die Wahrscheinlichkeit der individuellen Problemlösung erhöht, aus der wiederum Kundenzufriedenheit resultiert. Durch die Kundenintegration entstehen Wechselbarrieren - sowohl immateriell (Zufriedenheit) als auch materiell (Integrationsaufwand des Kunden).
Je nach Kundenbedürfnissen variiert jedoch der Grad
der notwendigen Integration. Bei Kunden, die fertige Produkte kaufen, ist
der Integrationsbedarf relativ gering. Werden Problemlösungen nachgefragt,
muss der Kunde dagegen stärker in den Leistungserstellungsprozess
integriert werden (z.B. Computer-Vernetzung eines Betriebes).
Ein dauerhaftes Kundencontrolling überprüft
die Kundenwerte und die Kundenloyalität und initiiert gegebenenfalls
notwendige Beziehungs-Aktivitäten.
Anstelle der traditionell einseitigen und einmaligen Transaktionsorientierung steht beim Beziehungsmanagement ein zweiseitiges, interaktives und daher langfristiges Relationship Marketing.
Abb.2: Vergleich Transaktions-Marketing und Relationship-Marketing![]()
Wichtiger Erfolgsfaktor des Relationship-Marketings ist ein individueller, personifizierter und dialogorientierter Kundenkontakt. Damit sind alle Instrumente des Direktmarketing angesprochen.Direktmarketing ist eine Marketing-Methode auf der Basis einer Datenbank (s. Database Management), bei der eine gezielte Einzelansprache im Mittelpunkt steht (z.B. Telefongespräch, kundenindividueller Werbekatalog, kundenindividuell gestaltete Homepage). Direkt heißt auch interaktionsfähig, denn nur so ist die individuelle Ausgestaltung einer Beziehung realisierbar. Der persönliche Kontakt zum Kunden trägt zur Kundenbindung bei.
Für das Marketing Mix bedeutet Beziehungsmanagement eine den Kundenbedürfnissen entsprechende individuelle Ausgestaltung:
Produktmix : individuelle Produkte und Dienstleistungen (durch Kundenintegration und Service s.u.); modulares Produkt- bzw. Leistungsangebot (mass customization);
Beziehungsmanagement ermöglicht es dem Unternehmen durch die Kundennähe marktorientierte, d.h. kundenorientierte Produkte und Services anzubieten. Die individuelle Problemlösung führt zu höherer Kundenzufriedenheit (z.B. geringere Beschwerdehäufigkeit) und höherer Kundenloyalität (z.B. geringere Stornoquote, höherer Deckungsbeitrag pro Kunde). Daraus resultieren geringere Kosten für die Kundenakquisition.
Daneben äußert sich das Beziehungsmanagement in einer hohen Effizienz der Prozesse und Kundenschnittstellen. Das Unternehmen kann im Lauf der Beziehung durch die Kenntnisse über die Kunden Prozesse (teil-)automatisieren. Dazu kommen geringere Bearbeitungszeiten und Fehlerquoten sowie ein höherer Informationsfluss. Außerdem werden durch gezielte Marketing-Maßnahmen Streuverluste z.B. von Werbekampagnen verringert und auch dadurch Kosten gesenkt. Über die Kundennähe wird durch Servicevorteile, Flexibilität und verstärkte Kundenbindung weiter die Effektivität gesteigert. Aufgrund der engen Interaktion erhält das Unternehmen schließlich Feedback vom Kunden, was zu neuen und verbesserten Produkten oder Services führt. Das Unternehmen kann daher umso mehr gezielt individuell zugeschnittene Produkte und Leistungen anbieten.
Schließlich kann ein Unternehmen, das Beziehungsmanagement umsetzt, sowohl bei der Kundenbindung als auch bei der Neukundengewinnung aufgrund seiner Kundenorientierung und der entstehenden Kundenzufriedenheit eine Imageverbesserung verbuchen und gewinnt so langfristig einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten.
CRM-Umsetzungen scheitern in der Praxis meistens daran,
dass die Unternehmen lediglich eine CRM-Software installieren ohne zusätzlich
sämtliche Prozesse kondenorientiert auszurichten.
6. Beispiel: Kundenbeziehungsmanagement für den Ford Mondeo
Literaturempfehlung