Preispolitik im Servicebereich
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Autor: Michael Krautblatter
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Seminarleiter: Prof. Beyer
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WS 2002/2003
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Hauptstudium
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Handout PDF
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Preispolitik im Servicebereich
1. Die
Begriffe Service und Preispolitik
-
Preispolitik: alle Informations- und Aktionsentscheidungen zur Bestimmung
und Durchsetzung der von einer Unternehmung geforderten Preise. Die im
Rahmen der Preispolitik getroffenen Informationsentscheidungen bilden hierbei
die Basis für die zu treffenden Aktionsentscheidungen.
-
Aktionsentscheidungen
der Preispolitik:
-
Preisstrategie
-
Preiskalkulation
-
Preisdifferenzierung
-
Preisvariation
-
Preislinienpolitik
-
Preisdurchsetzung
-
Servicebereich:
Service ist demnach ein Element der Produktgestaltung,
das alle Zusatzleistungen umfasst, die ein Anbieter neben der Hauptdienstleistung
offeriert, um den Erwerb, Einsatz und Gebrauch der Hauptdienstleistung
zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Dabei unterscheidet man in:
-
Pre-Sales-Service:
kaufmännischer Kundendienst vor dem Kauf.
-
After-Sales-Service:
technischer Kundendienst nach dem Kauf.
-
System Selling:
Pre-
und
After-Sales Service sind heute obligatorische
Bestandteile eines attraktiven Produkt-Marketings. Ein zeitgemäßes
Verständnis der Begriffe Service und Kundendienst schließt daher
sowohl den kaufmännischen Kundendienst vor dem Kauf als auch den technischen
Kundendienst nach dem Kauf ein.
2.
Preisstrategie
:
kostenloser Service oder Gewinnerzielung?
2.1. Relevanz der
Preispolitik für den Pre- und After-Sales-Service
Vier Gründe für eine sensible Preispolitik im Servicebereich:
-
Freiwillige Serviceleistungen werden vom Kunden häufig
als kostenlose
Nebenleistung erwartet
.
-
Pre- und After-Sales-Service beeinflussen direkt das
Produkt- und Herstellerimage
.
-
Der Pre-Sales-Service dient der Kontaktherstellung, Problemsensibilisierung,
Interesseweckung und
Anbahnung des Kaufs
. Verfrühte Preisforderungen
können den Kunden abschrecken.
-
Der After-Sales-Service entscheidet maßgeblich über die
Wiederkaufwahr-scheinlichkeit
der Kunden und damit über die zukünftigen Umsätze eines
Herstellers.
Muss sensible Preispolitik im Servicebereich im Servicebereich
kostenlos sein?
-
Freiwillige Serviceleistungen sollten nur dann kostenlos angeboten werden,
wenn sie (i) eine nachweisbare Wirkung auf die Kundenbindung (Kauf-/Wiederkaufwahrscheinlichkeit)
aufweisen oder (ii) durch einen Produktmehrpreis gedeckt werden.
-
Kleinere
Serviceleistungen im Pre-Sales-Service
(z.B. Kaufberatung)
werden deshalb häufig kostenlos angeboten, weil sie deutlich die Kaufwahrscheinlichkeit
des Kunden beeinflussen.
-
Der Umfang der Pre-Sales-Service-Leistungen (Staudamm-Projektierung/Kosten-voranschlag
Reifenwechsel) und die Auswirkungen auf die Kaufwahrscheinlichkeit entscheiden
über Preisforderungen im Pre-Sales-Service.
-
Die
Serviceleistungen im After-Sales-Service
werden immer häufiger
kostenpflichtig abgegeben. Ursache ist vor allem der überproportionale
Anstieg der Servicekosten durch erhöhte technische und individuelle
Anforderungen an den Kundendienst und wachsende Personalkosten.
-
Freiwillige After-Sales-Service-Leistungen sollten nur dann kostenlos abgegeben
werden, wenn ihr kostenfreie Erbringung erheblichen Einfluß auf die
Wiederverkaufswahr-scheinlichkeit oder Kundenbindung ausübt. (siehe
auch Kap. 2.2. und 2.4.)
2.2. Aufgaben des
Servicebereichs
-
Der Servicebereich erbringt erhebliche informatorische, akquisitorische
und unterstützende Leistungen, die sich zeitlich und räumlich
nicht in der eigenen Erfolgsrechnung der Serviceabteilung, sondern in anderen
Unternehmenssegmenten (Verkauf) zu Buche schlagen.
-
Beispiel:
Ein Computeranbieter, der regelmäßig "Vor-Ort-Kundendienste"
durchführt, gewinnt einen guten Einblick in die Anwendungsgebiete
und Nutzungsprobleme seiner Kunden (informatorische Funktion). Er kann
diese Information dazu nutzen die Service- und Produktpalette besser auf
seine Kunden abzustimmen (unterstützende Funktion). Ein schneller
und kundenfreundlicher Service bewirkt darüber hinaus eine langfristige
Kundenbindung (akquisitorische Funktion).
-
Diese externen Leistungen müssen dem Servicebereich in einer entstehungsorientierten
Erfolgsrechnung gutgeschrieben werden. Man spricht dabei von den "
immateriellen
Leistungskomponenten des Servicebereichs
".
2.3. Profit-Center
oder Cost-Center?
Zentrale Entscheidung im Rahmen der Preisstrategie:
Soll der Servicebereich als Cost- oder als Profit-Center geführt werden?
-
Profit-Center
bedeutet operationale Unabhängigkeit des Servicebereichs
im Sinne des Objektprinzips. Voraussetzungen: (i) Zurechenbare materielle
und immaterielle Leistungskomponenten des Servicebereichs: (ii) Freier
Zugang zum Absatz- und Beschaffungsmarkt. (iii) Ausreichende Größe
des Profit-Centers.
-
Besonders im Bereich der EDV ist das Profit-Center-Prinzip schon bei zahlreichen
Unternehmen erfolgreich umgesetzt worden worden.
-
Die Organisation des Servicebereichs als
Cost-Center
empfiehlt sich
bei einer starken personellen und organisatorischen Verflechtung des
Servicebereichs mit anderen Abteilungen des Unternehmens. Insbesondere
bei mittelständischen Unternehmen, bei denen der Servicebereich weder
eigenes Personal noch autonome organisatorische Strukturen besitzt, erweist
sich der Cost-Center-Ansatz als zweckmäßiger.
2.4. Kaufpreisfinanzierung oder Entgeltfinanzierung
im Servicebereich?
Abb. 3: Eigene Darstellung basierend
auf Koppelmann, 1993; Krooß, 1966; Wimmer und Zerr, 1995 und Zborschil,
1994
-
Generell müssen die im Servicebereich abgegebenen Dienstleistungen
auf irgend eine Art und Weise an den Kunden weitergegeben werden.
-
Zwei Möglichkeiten: (i) Der Wert der Dienstleistung ist bereits im
Produktpreis enthalten. (ii) Der Kunde zahlt ein Entgelt für die Serviceleistung.
(Querfinanzierung in Kapitel 6 ).
-
Serviceleistungen sollten also nur dann im Kaufpreis enthalten sein, wenn
sie gesetzlich oder vertraglich vorgeschrieben sind (
Muss-Leistungen
),
ihre kostenlose Erbringung messbaren Einfluß auf die Betriebssicherheit
auf das Ansehen der Unternehmung besitzt (
Soll-Leistungen
) oder
solche
Kann-Leistungen
welche die Verkaufs- oder Wiederkaufswahrscheinlichkeit
signifikant erhöhen.
-
Muß-Leistungen
(obligatorische Leistungen): Gewährleistung
bei Sachmängelhaftung, Werkvertrag (§ 633 I), Werklieferungsvertrag
(§ 651), Garantieleistungen und Kulanzleistungen. Häufig sind
auch die Serviceleistungen für das Ermöglichen des ersten Gebrauchs,
wie z.B. Montage oder Installation bereits im Kaufpreis enthalten.
-
Die Kaufpreisfinanzierung von
Soll-Leistungen (Reliability-Leistungen)
stellt sicherstellen, dass Grundleistungen (z.B. Wartung), welche den
langfristig fehlerfreien Gebrauch und die Betriebssicherheit garantieren,
von möglichst vielen Kunden in Anspruch genommen werden und so negative
Auswirkungen auf das Herstellerimage unterbleiben.
-
Kann-Leistungen
, deren kostenlose Erbringung nicht die (Wieder-)
Kauf-wahrscheinlichkeit erhöhen, sollten im Sinne einer kundenindividuellen,
flexiblen Servicepolitik durch Entgelte finanziert werden. Abb. 3 nennt
die wichtigsten Gründe.
2.5. Preisstrategie
im Überblick
-
Der
Pre-Sales-Service
eignet sich nur bedingt zur Durchsetzung aktiver
Preispolitik.
-
Die
immateriellen Leistungen
des After-Sales-Service aus akquisitorischer,
unterstützender und informatorischer Funktion müssen bei der
Preispolitik des Servicebereichs berücksichtigt werden.
-
Die Organisation des Servicebereichs als
Profit-Center
forciert
die marktgerechte Erbringung von Serviceleistungen.
-
Serviceleistungen sollten also nur dann im Kaufpreis enthalten sein, wenn
sie vorgeschrieben sind (
Muss-Leistungen
), ihre kostenloses Erbringen
messbaren Einfluß auf das Ansehen der Unternehmung besitzt (
Soll-Leistungen
)
oder solche
Kann-Leistungen
, welche die Verkaufs- (pre-sales-service)
oder Wiederkaufswahrscheinlichkeit signifikant erhöhen.
-
Entgeltfinanzierte Serviceleistungen
können flexibel auf die
Anforderungen des Marktes und die Unternehmenssituation reagieren.
3.
Preiskalkulation
:
Kostenorientierung oder Marktorientierung?
Der Preis der Serviceleistung muß zumindest auf Dauer die
Selbstkosten übersteigen, das Verhalten der Konkurrenz berücksichtigen
und sollte sich an der Preisbereitschaft der Kunden orientieren
.
-
Das traditionelle Preisdreieck wird heute zunehmend vom Konzept des
Target-Costing/Target-Pricing
abgelöst: Der vom Markt geforderte Preis (Target-Price) wird zur Messlatte
für die gesamte Entwicklung einer Serviceleistung. Kostenstruktur
und Qualitätsmerkmale der Serviceleistung sind auf diesen Preis auszurichten.
-
Trotzdem bietet das Preisdreieck die Möglichkeit alle nötigen
Einzelschritte einer Preiskalkulation zu verfolgen. Die nachfolgende getrennte
Betrachtung von kosten-kunden- und konkurrenzorientierter Preiskalkulation
dient v.a. didaktischen Zwecken.
3.1. Kostenorientierte Preiskalkulation
Fixkostenanteil der Serviceleistung
( v.a.
Personalkosten
)
+
variable Kosten der Serviceleistung
(Anfahrt;
Ersatzteile)___
-
immaterieller Leistungsbeitrag für das Unternehmen!
(
Informationsgewinn, Kundenbindung
)
-
bereits durch Kaufpreis bezahlter Anteil (
Garantie,
Kulanz
)
+ Deckungsbeitrag
Kalkulationspreis
|
Abb. 5: Vereinfachte Darstellung der kostenorientierten
Preis-
Kalkulation für Serviceleistungen nach Dahms,
1989: 21ff
-
Die kostenorientierte Preiskalkulation ist verbreitet bei Serviceleistungen,
bei denen (i) Preiselastizität und Kundennutzen schlecht einzuschätzen
sind, (ii) vergleichbare Konkurrenzpreise aufgrund der Einzigartigkeit
der Serviceleistung nicht zur Ermittlung des Preise herangezogen werden
können. Zahlreiche mittelständische Betriebe ermittteln ihre
Servicepreise weiterhin durch eine kostenorientierte Preiskalkulation
-
Problem
der
hohen Fixkosten
zur Aufrechterhaltung des Kundendienstes:
im technischen Kundendienst für komplexe Gerätschaften machen
die Personalkosten durchschnittlich 60-80% der Gesamtkosten aus.
-
Nachteile der kostenorientierten Preispolitik
: (i) Der Gewinn kann
nicht durch nachfrageorientierte Preiskalkulation optimiert werden. (ii)
Auslastungsspitzen und Aus-lastungsminima können nicht durch temporäre
Preisvariation entschärft werden (Kap. 5).
3.2. Kundenorientierte
Preiskalkulation
Abb. 6: Gewinnmaximales Serviceniveau im Profit-Center.
Vereinfachte und ergänzte Darstellung nach Hammann,
1982: 166
-
Durch attraktive und variable Preiskalkulation kann die
Auslastung des
Servicebereichs optimiert
werden. In Abbildung 6 wird der Serviceanbieter
im Cost-Center-Bereich versuchen, durch Preissenkungen die Nachfrage nach
seinen Serviceleistungen zu erhöhen. Die damit verbundene Senkung
der Stückkosten und der Anstieg des Gesamterlöses helfen ihm
in den Profit-Center-Bereich vorzudringen.
-
Im Gegensatz zur kostenorientierten Preiskalkulation orientiert sich die
kunden-orientierte Preiskalkulation
nicht starr an den Kosten, sondern
versucht über die Flexibilität des Kaufpreises zu einem gewinnmaximalen
Erlös zu gelangen.
Exkurs: Wie kalkuliere ich die Preiselastizität
der Nachfrage im Servicebereich?
Abb. 7: Preisbereitschaft des Kunden am Beispiel des technischen
Kundendienstes. Eigene Darstellung basierend auf Wegwart, 1982: 118f
-
Die Preiselastizität der Nachfrage von Serviceleistungen wird von
zahlreichen subjektiven Faktoren
(Freundlichkeit des Personals,
generelle Unzufriedenheit mit anderen Serviceanbietern...) mitgeprägt.
-
Auf eine
hohe Preisbereitschaft
der Kunden stoßen vor allem
solche Serviceleistungen, die ihrer technischen Art nach einzigartig auf
dem Markt sind, oder solche, deren Ausfall Kosten oder Einkommenseinbußen
für den Kunden bedeuten.
-
Eine besonders
niedrige Preisbereitschaft
erwecken Serviceleistungen,
die durch Eigenleistung oder Konkurrenz substituierbar sind und einen für
den Kunden schlecht wahrnehmbaren Nutzengewinn bewirken.
-
Deutlichen Einfluß auf die Preisbereitschaft besitzt die
kundenorientierte
Ausgestaltung des Serviceangebots
. Kundenindividueller und schnell
verfügbarer Service durch eine erheblich gesteigerten Preisbereitschaft
honoriert.
-
Zur kundenorientierten Ausgestaltung gehört auch die
verständliche
Information
der Kunden über Art und Umfang der anfallenden Servicemaßnahmen
und die damit verbundenen Kosten.
-
Eine Untersuchung des Kopiersystemanbieters Rank-Xerox ergab, dass allein
durch das Bewußtmachen der erbrachten Leistung die Kundenzufriedenheit
und somit die Preisbereitschaft der Kunden erhöht werden kann.
3.3. Konkurrenzorientierte
Preiskalkulation
-
Bei der konkurrenzorientierten Preiskalkulation bilden die Preise der Konkurrenz
die Eckpunkte für die eigene Preisgestaltung.
-
Das Unternehmen orientiert sich am
marktinternen Leitpreis
der durch
den Marktführer oder den Durchschnitt der Konkurrenz festgelegt wird.
-
Insbesondere bei
homogenen Marktleistungen
mit
starker Konkurrenzintensität
und einem hohen Grad an
Markttransparenz
(z.B. der Ölwechsel
oder die Reifenmontage bei privaten PKW´s). Die Anbieter können
in diesem Bereich kaum akquisitorisches Potential aufbauen und müssen
die Leistung weitgehend zum üblichen Marktpreis abgeben.
-
Die konkurrenzorientierte Preiskalkulation besitzt
im Servicebereich
nur
geringe Verbreitung
aufgrund folgender Faktoren: (i) intransparenter
Markt; (ii) hohes akquisitorisches Potential des Servicebereichs, (iii)
keine direkte Preiskonkurrenz zwischen Third-Party-Maintenance-Firmen und
Herstellerfirmen, da letztere die höhere Qualität ihrer Serviceleistungen
erfolgreich vermarkten.
3.4. Preiskalkulation
im Überblick
-
Selbstkosten, die Preisbereitschaft der Nachfrager und das Verhalten der
Konkurrenz sind die Eckpunkte der Preiskalkulation im Servicebereich.
-
Die nachfrageorientierte Preiskalkulation orientiert sich am gewinnoptimalen
Angebotspreis. Sie ermöglicht dem Unternehmen flexibel auf veränderte
Marktbedingungen und betriebliche Anforderungen zu reagieren.
-
Serviceanbieter mit einem hohen innovativen und akquisitorischen Potential
stoßen auf eine hohe Preisbereitschaft der Nachfrager.
-
Die konkurrenzorientierte und kostenorientierte Preiskalkulation können
durch den Aufbau von akquisitorischem Potential und den Einblick in die
kundenbezogene Nutzenstiftung stärker an der Preisbereitschaft der
Abnehmer orientiert werden.
4.
Preisdifferenzierung
:
individueller Service durch Segmentierung und Segmentierung durch Service
-
Die Preisdifferenzierung stellt eine Form der kundenorientierten Preispolitik
dar. Durch den individuellen Zuschnitt der Serviceleistungen auf verschiedene
Kundengruppen werden die unterschiedlichen Preiselastizitäten ausgenutzt.
-
Die Preisdifferenzierung im Servicebereich artikuliert sich in zwei Richtungen:
-
Auf bereits segmentierten Märkten können ähnliche Serviceleistungen
zu sehr unterschiedlichen Preisen abgegeben werden um jeweils das marktinterne
Gewinnoptimum zu erreichen.
-
Serviceleistungen werden häufig aktiv dazu benutzt Märkte zu
segmentieren. Der Jaguar-Club könnte zum Beispiel die Wirkung entfalten
dem indifferenten Kundensegment "hochwertige Limousinen" ein spezielle
Fangemeinde der "Jaguarfahrer" abzuspalten, die auf die gesellschaftlichen
Serviceleistungen des Jaguar-Clubs besonderen Wert legen.
-
Die
Segmentierbarkeit von Teilmärkten
im Servicebereich ist
abhängig von mehreren Faktoren: (i) Markttransparenz; (ii) Marktmacht
des Unternehmens; (iii) Kosten der Segmentierung; (iiii) Erlöse Preisdifferenzierung.
-
Die Erlöse der Preisdifferenzierung sollten die Kosten der Marktsegmentierung
zumindest
langfristig
(Costumer Life Time Value) überschreiten.
Exkurs: Leistungsdimensionen im Service als Ansatzpunkte
der Preisdifferenzierung
-
Die
räumliche Preisdifferenzierung
betrifft üblicherweise
die unterschiedliche Preissetzung der Serviceleistung in verschiedenen
Regionen oder Ländern. (z.B. Reparaturleistungen von Automobilen in
südeuropäischen und mitteleuropäischen Ländern.)
-
Eine herausragende Rolle im Servicebereich spielt die
zeitliche Preisdifferenzierung.
.
(i) Innerhalb eines Tages: z.B. nach Dringlichkeit kalkulieren (Aufpreis:
Soforthilfe); (ii) Innerhalb einer Woche: höhere Servicepreise außerhalb
der Geschäftszeiten; (iii) Innerhalb des Jahres: Ausgleich saisonale
Schwankungen. (iiii) Innerhalb des Produktzyklus: Forcieren des Ersatzbedarfes.
-
Persönliche Preisdifferenzierung
: (i) Groß- und Kleinkunden
(z.B. Großkundenrabatte); (ii) Relationship-Pricing in langfristiger
Perspektive (Coustomer-Life-Time Value); (iii) Multi-Machine-Segment: Servicerabatt
für große Anzahl gleichartiger Maschinen.
-
Sachliche Preisdifferenzierung
nach (i) Verwendungszweck der technischen
Sachleistung; (ii) Stellenwert des Service für den Kunden; (iii) Anspruch
an den Verfügbarkeitsgrad; (iiii) Nutzungsintensität.
-
Die Preisdifferenzierung im Servicebereich trägt generell dazu bei,
die Serviceleistungen an individuelle Kundenansprüche und Preisbereitschaft
anzupassen. Ihre Vorteile liegen in der Vergrößerung der Gewinnspanne,
den kundenindividuellen Angebotsmöglichkeiten durch Marktsegmentierung
und der Stärkung des akquisitorischen Potentials.
5.
Preisvariation
:
der Schlüssel zur gleichmäßigen Auslastung des Servicebereichs?
-
Unter der Preisvariation versteht man die systematische Veränderung
des Angebotspreises innerhalb einer Planperiode (Produktzyklus, Jahr, Quartal).
Die Preisvariation stellt eine
Sonderform
der
zeitlichen Preisdifferenzierung
dar
Abb. 8: Serviceleistungen entlang des Produktzyklus
nach Wimmer und Zerr, 1995: 84
-
Durch systematische Preisvariation entlang des Produktyklus kann der Servicegewinn
optimiert werden.
-
Entscheidungsphase
: Kontaktherstellung und Interesseweckung sind
die zentralen Aufgaben, Preisforderungen daher nur bei aufwendiger Projektierung
angebracht.
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Integrationsphase
: Mit dem Kauf zu erwerbende Servicepalette des
Kunden komplettieren und zu optimieren. Im Sinne eines "Claim-Managements"
darf sich das Unternehmen dabei nicht vor Abweichungen von vertraglich
vereinbarten Servicedetails verschließen, sondern sollte dem Kunden
dementsprechend neue Angebote gegen Aufpreis machen.
-
Nutzungsphase
: hohe Erlöse durch deutlich gewinnorientierte
Preispolitik, denn die unentgeltlichen Leistungen der übrigen Phasen
müssen mitfinanziert werden.
-
Stillegungsphase
: "zweigleisige Preispolitik:" (i) Forcierung Ersatzbedarf
(ii). Sicherstellung des Wiederkaufs mittels Vertrauenssicherung (z.B.
gleichzeitig günstige Inzahlungsnahme, aber hohe Preise bei ganz bestimmten
Reparaturleistungen).
-
Die
saisonale Preisvariation
dient dem Ausgleich der Belastungsspitzen,
dem die meisten Servicebetriebe unterworfen sind. (Problem der hohen Fixkosten
der Aufrechterhaltung des Servicebereichs).
-
Funktionen der Preisvariation: (i) Gewinnoptimierung im Sinne einer zeitlichen
Preisdifferenzierung; (ii) Ersatzbedarf; (iii) Reduzierung der Auslastungsdifferenzen.
6.
Preislinienpolitik
:
"Bundling" oder "Unbundling?"
-
Preislinienpolitik: Ausnutzung kosten- und nachfragebedingter Interdependenzen
zwischen Serviceleistungen und Sachgütern zum Einen und solchen Interdependenzen,
die zwischen den verschiedenen Serviceleistungen bestehen.
-
Die Frage der Preislinienpolitik stellt sich als Folge des Verkaufsmethode
des System Selling (=kombinierter Verkauf eines gesamten Pakets, dass sich
aus einem Kernprogramm und Zusatzprogrammen zusammensetzt).
-
Das Potential der Preislinienpolitik liegt darin, die Verbundeffekte durch
Mischkalkulationen und Querfinanzierung zu nutzen.
Abb. 9: Eigene Darstellung basierend auf Wimmer und
Zerr, 1995: 87f
-
Einsatz des
Bundling
, wenn Kunden dem Servicepaket homogen mit hoher
Preisbereitschaft gegenüberstehen.
Unbundling
, wenn sowohl
Kunden mit hoher als auch Kunden mit niedriger Preisbereitschaft befriedigt
werden sollen.
-
Preispolitischer Ausgleich der
Servicedienstleistungen untereinander:
z.B. kostenfreie Kaufberatung wird durch Einnahmen des technischen Kundendienstes
mitfinanziert.
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Sachgüter
und
Serviceleistungen
stehen regelmäßig
im Preisverbund: (i) "Coustomers are prepared to pay a premium price for
equipment from a supplier who could provide superior technical and after
sales service." (ii) Zu niedrig angesetzte Preise für Sachleistungen
(z.B. bei öffentlichen Ausschreibungen wie Flughäfen) können
durch Serviceeinnahmen kompensiert werden.
-
Die Preislinienpolitik ermöglicht die individuelle Anpassung der Sachleistungs-
und Servicepreise an die Preisbereitschaft der Kunden mittels preispolitischer
Kompensation. Durch Bundling werden die Bündel der Preislinienpolitik
geschnürt.
7.
Preisdurchsetzung
:
Übersicht und Kundeninformation
-
Die Preisdurchsetzung schließt alle Maßnahmen ein, die dazu
dienen, dass der aufgrund einer unvollständigen Information entstandene
Preis von den Nachfragern akzeptiert wird.
-
Generell sollten die
kundennutzenorientierten Preissetzungen
, wie
sie in den Kapiteln 2-6 beschrieben wurden, auf Zustimmung der Kunden stoßen.
-
Weitere Maßnahmen zur
Erhöhung
der
Preisakzeptanz
:
(i) Transparente Aufstellung der erbrachten Servicedienstleistungen. (ii)
Detaillierte Information der Kunden über die erbrachten Serviceleistungen.
(iii) Aufzeigen alternativer Serviceangebote im Sinne eines Claim-Managements.
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"Kundenschonende" Preisdurchsetzung lohnt sich in den meisten Fällen,
da die dabei anfallenden Kosten in der Regel erheblich unter denen der
Neukundenakquisition liegen.
8. Preispolitik
des Servicebereichs im Investitionsgütersektor
Abb. 10: Eigene Darstellung, basierend auf Simon,
1982: 429f; Backhaus, 1997, 438f und Teichmann, 1994: 256
-
Die Preispolitik im Servicebereich der Investitionsgüter nimmt in
mancher Hinsicht eine Sonderstellung ein (Abb. 10). Aufgrund der engen
Zusammenarbeit von Serviceanbieter und Servicekunde tritt im Investitionsgüterservice
die Bedeutung der einseitigen Preissetzung durch den Anbieter zurück..
Servicepreise entstehen als Verhandlungsergebnisse, die sich am Servicenutzen
orientieren.
-
Heavy-Weight-Key-Account-Management
: Einzelne Kunden sind langfristig
gebunden und entscheidend für das Überleben des Unternehmens.
Daher erfolgt keine aktive Preissetzung von einer Seite, sondern der Preis
wird aufgrund von bilateralen Verhandlungen festgesetzt
-
Im Rahmen des
BOT (Build-Operate-Transfer-Modells)
übernimmt
der Hersteller zusätzlich das Kalkulationsrisiko für den fehlerfreien
Betrieb der gelieferten Sachleistung.
9. Resümee
-
Bei der Preispolitik des Service sind die immateriellen akquisitorischen
und informatorischen Leistungen zu berücksichtigen.
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Die Organisation eines Service-Profit-Centers ist anzustreben.
-
Das Gewinnziel und die Preisbereitschaft der Kunden können durch die
Instrumente der nachfrageorientierten Preiskalkulation (Target-Pricing),
der Preisdifferenzierung, der Preisvariation und der Preislinienpolitik
ideal aufeinander abgestimmt werden.
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Kundenschonende Preisdurchsetzung sollte im Hinblick auf den Coustomer-Life-Time-Value
Vorrang vor kurzzeitigen Gewinninteressen besitzen.
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Die Preispolitik im Servicebereich der Investitionsgüter muß
im Rahmen des Heavy-Weight-Key-Account-Management den individuellen Servicenutzen
jedes Kunden berücksichtigen.