Vortrag: Nationale und internationale Kunden-Lieferanten-Beziehungen erfolgreich gestalten | |||
Autor: Prof. H.-T. Beyer | 10-11/06/99 | Grundstudium | |
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(Vortrag auf dem 2. Deutschen Vertriebs-Ingenieurtag 1999 am 10./.11. Juni 1999 in Darmstadt)
2.
Ganzheitliche Prozeßoptimierung
a)
Lieferantenintegration und -vernetzung
b)
Effizientes Prozeßmanagement
3.
Durchgängige Nutzenorientierung
a)
Nutzen für die Letztanwender (Endkunden)
b)
Problemlösung durch Zusatznutzen (industrielle Dienstleistungen)
c) Nutzen
für die Lieferanten
d) Nutzen
für die Mitarbeiter
4. Organisation
a)
Strategische Allianz als Closed Shop
b) Koordination
des Netzwerks
5.
Controlling mit Kennzahlen
a)
Betrieb (Hersteller und Lieferanten)
b) Kunden
c) Mitarbeiter
d) Netzwerk
insgesamt
6. Fazit: Erfolgsfaktoren
strategischer Partnerschaften
Die Verbesserung der gesamten Wertschöpfungskette vom Lieferanten bis zum Endkunden (Supply Chain Management) gilt heute als Wundermittel der Effizienzsteigerung. Das beruht darauf, daß die Betriebe ihre Produktion in den vergangenen Jahren weitestgehend rationalisiert haben und die Prozeßoptimierung inzwischen abgeschlossen ist.
Doch die Beziehungen zwischen den einzelnen Gliedern der Wertschöpfungskette, z. B. zwischen Produzenten und Zulieferern, weisen noch ein hohes Verbesserungspotential auf. Dieses Potential beruht schon darauf, daß kein Hersteller auf allen Stufen einer Wertschöpfungskette so gut kann sein wie die ganze Konkurrenz.
Um dieses Rationalisierungspotential unternehmensübergreifender Partnerschaften zu erschließen, kristallisieren sich fünf Bausteine heraus, die gewissermaßen die Plattform für ein effizientes Management solcher Partnerschaften bilden.
Ich möchte Ihnen zeigen, wie diese Bausteine konkret aussehen
(Abb.
1002)
.
Der erste Baustein betrifft die betriebsübergreifende
"Zielvereinbarung",
also
die Frage, wohin wir überhaupt steuern wollen (Abb. 2005). Der wichtigste
Sinn solcher Zielvereinbarungen, wie sie inzwischen in vielen Betrieben
selbstverständlich sind, besteht darin, die Erwartungen der Geschäftspartner
aufeinander abzustimmen. Dabei gilt es, sich auf Leistungsstandards und
Kennzahlen zu einigen, mit denen der angestrebte Nutzen konkretisiert werden
kann.
Eine erfolgsorientierte Kooperation zur Realisierung kundenorientierter Zielvereinbarungen setzt unabdingbar voraus, daß die wichtigsten Erwartungen der Beteiligten berücksichtigt werden. Das macht allerdings Kompromisse nötig. Ohne Vertrauen und Machtverzicht gibt es also keine reibungslose Kooperation.
Die Erwartungen der Zulieferer beziehen sich beispielsweise auf
2.
Ganzheitliche Prozeßoptimierung
Was ist gemeint mit dem zweiten Baustein der ganzheitlichen Prozeßoptimierung? (Abb.1006).
a) Lieferantenintegration und -vernetzung
Werfen wir mal einen Blick auf den
Eigenfertigungsanteil
internationaler
Produzenten. Dieser Eigenfertigungsanteil liegt zur Zeit bei durchschnittlich
40%, im Maschinenbau bei bis zu 50% - mit inzwischen wieder steigender
Tendenz in der Serien- und Einzelfertigung. Bei Porsche, Toyota und dem
Smart oder bei der Jenoptik sind es nur 20 %, bei Computerherstellern gar
nur 13%.
Welche Konsequenzen hat das?
Wenn ein Hersteller nur 20 % des Marktwerts selbst herstellt, hat er eine fremdbezogene Wertschöpfung von 80 %. Das heißt also:
Er kann in seinem Betrieb noch so optimal produzieren. Immer bleiben 80% der Wertschöpfung außerhalb seiner direkten Kontrolle.
Mit einer solchen Insellösung kann der Hersteller folglich am Markt nur dann bestehen, wenn auch seine Partner effizient arbeiten.
Daraus ergibt sich, daß mit abnehmendem Eigenfertigungsanteil die effiziente Integration der wichtigsten Lieferanten in die Wertschöpfungskette zum zentralen Anliegen wird. Der Hersteller muß also in enger Zusammenarbeit mit seinen wesentlichen Lieferanten große Teile der netzinternen Prozesse optimieren und damit auch deren Kosten beeinflussen.
Nur ein solches ganzheitliches Netzwerk mit entsprechender Rückwärtsintegration ist im Konkurrenzkampf unschlagbar und zugleich die beste Basis für hohe Kundenzufriedenheit. Schauen wir uns dazu drei Beispiele an.
Nehmen wir als erstes Beispiel einer effizienten Lieferantenintegration die gemeinsame Produktentwicklung: Gerade wenn die
Nehmen wir als zweites Beispiel die Just-In-Time-Lieferung: Natürlich kann der Abnehmer hierdurch Lagerbestände und Kapitaleinsatz drastisch reduzieren. Wenn die Lieferanten nun aber ihre Vorräte entsprechend erhöhen, statt selbst zur Just-In-Time-Produktion, zu kleinen Losen überzugehen, liegt nur eine Verschiebung der Lagerhaltung vor, keine grundlegende Kostensenkung durch Neustrukturierung der gesamten Versorgungskette. Es ist eine typische Insellösung, durch die im Netzwerk insgesamt weder Mehrwert noch Synergien entstehen.
Solche Synergien stellen sich erst dann ein, wenn alle wesentlichen Zulieferbetriebe ihre Produktion so elastisch gestalten, daß auch sie ohne erhöhte Lagerhaltung schnell und kundennah produzieren können.
Aber noch in einer anderen Hinsicht spielt der
Zeitfaktor
bei der Integration der Lieferanten eine wichtige Rolle: So beeinflußt
die
Lebensdauer
der vom Zulieferer gefertigten
Schlüsselkomponenten
den Ersatzzeitpunkt des Gesamtaggregats beim Endkunden ganz entscheidend.
Hier greifen alle Prozesse ineinander. (Dabei ist die international erkennbare
Tendenz, die Haltbarkeit der Produkte zu begrenzen auf eine Zeitspanne
gerade noch etwas länger als die Garantiezeit und dafür die Preise
der Produkte zu senken, nicht zu übersehen.)
(3) Preispolitik
Nehmen wir noch ein drittes Beispiel für diese Vernetzung durch Vorwärts- und Rückwärtsintegration: die Preispolitik. Natürlich spielen die Einkaufspreise bei der Auswahl von Lieferanten eine gravierende Rolle. Doch die Auswahl eines Zulieferers nur unter dem Aspekt der niedrigsten Preise ist zumindest bei Identteilen gefährlich. Denn sobald wir eventuell notwendige Nachbesserungen des Herstellers und die Einbaukosten in das Endprodukt berücksichtigen, sind nicht mehr die niedrigsten Einkaufspreise für die Auswahl eines Lieferanten entscheidend, sondern die niedrigsten Gesamtkosten in der Wertschöpfungskette.
Wir sehen, daß Synergien nur bei ganzheitlicher Betrachtung entstehen, also bei sinnvoller Einordnung jeder Aktivität in die vernetzte Wertschöpfungskette von Kunden, Produktionsbetrieben, Zulieferern, Sublieferanten und anderen unterstützenden Betrieben.
Der Hersteller selbst erhält in einem solchen Netzwerk eine neue Rolle. Er wird nun zum Generalunternehmer, zum Komponenten- und Systemintegrator, zum Koordinator sowie zum Endprodukt- und Serviceverantwortlichen.
b)
Effizientes Prozeßmanagement
Zu dem zweiten Baustein der ganzheitlichen Prozeßoptimierung gehört natürlich auch, daß im ganzen Netzwerk , nicht nur im Herstellerbetrieb, alle anerkannten Instrumente und Gestaltungsprinzipien effizienten Managements auf ihre Einsatzmöglichkeiten hin überprüft werden - angefangen vom Sogprinzip über die Prozeß-beschleunigung, die Plattformstrategie und Modulartechnik bis hin zur effizienten Kommunikation und Logistik sowie zur umfassenden Kunden- und Mitarbeiterbefragung
Nehmen wir als Beispiel nur die unerläßliche Vereinbarung der Partner über eine Kommunikation sowie informatorische Integration und Vernetzung (Extranet): Hewlett Packard haben zum Beispiel festgestellt, daß zu frühe oder zu späte Lieferungen zu 60 % auf Kommunikationsproblemen zwischen den Partnern beruhen. Intensive Kommunikation und systematischer Wissenstransfer zwischen den Partnern, die es erlauben, benötigte Informationen im Netzwerk ausfindig zu machen, sind also unverzichtbar. Insbesondere bei der Produktentwicklung reduziert eine effiziente Informationstechnologie die Entwicklungszeiten erheblich.
Internet und Extranet
spielen bei dieser Rationalisierung
der partnerschaftlichen Beziehungen eine immer wichtigere Rolle, weil sie
die globalen Güterströme mit korrespondierenden Datenströmen
begleiten. So wird augenblicklich Software entwickelt, die es den Produzenten,
Lieferanten und Händlern ermöglicht, in Echtzeit miteinander
zu kommunizieren und wichtige Daten über Lieferzeiten, Lagerbestände
oder Produktionsengpässe abzustimmen. Damit können die Händler
trotz reduzierter Lagerhaltung schneller auf Kundenwünsche reagieren,
Spediteure ihre Fahrten besser planen. Produzenten können ihre Fertigung
besser auf die Nachfrage der Kunden abstimmen und alle Beteiligten ihre
Bestände flexibler verwalten und Nachbestellungen genauer planen.
(Der Berliner Schreibwarenhersteller
Herlitz
hat eine solche Software
inzwischen als erster in Deutschland eingesetzt.)
3.
Durchgängige Nutzenorientierung
Wir sprechen alle sehr viel von Nutzenorientierung und Kundennutzen. Aber wir praktizieren diese Nutzenorientierung höchst unvollkommen , insbesondere nicht durchgängig (Abb. 1003).
a) Nutzen für den Letztanwender (Endkunden)
Um recht bald zu erfahren, was der Markt will, sind wichtige Kunden frühzeitig in den Forschungs- und Entwicklungsprozeß einzubeziehen (Vorwärtsintegration).
Schauen wir uns beispielsweise eine Verpackungsfirma an, die große Lebensmittelkonzerne sowie Getränke- und Pharmakonzerne beliefert. Deren Wünsche und Bedürfnisse hat sie also zu erfüllen.
Doch die Anforderungen an ihre Produkte werden mittelbar von den End kunden dieser Verarbeiter bestimmt.
Also müssen die Verpackungsfirmen als Zulieferer
der
Hersteller nach den (qualitativen, preislichen und
zeitlichen) Bedürfnissen und Wünschen der
Kunden
ihrer Kunden,
also der Letztanwender fragen.
Das ist ein typisches Beispiel für das Prinzip einer durchgängigen Nutzenorientierung, die wir auch bei anderen Betrieben, z. B. bei dem Straßenbaumaschinenhersteller Bomag finden: Wichtige Kunden werden hier als Paten frühzeitig in das eigene Produktteam eingebunden, das sich mit Neuentwicklungen befaßt. Das Team besteht aus einem Produkt- und Marketingmanager, einem Entwickler, einem Servicetechniker und einem Vertreter aus der Produktionsabteilung. In der Regel tagt dieses Team alle 14 Tage und denkt über Verbesserungen und Innovationen nach. Ist eine Entscheidung zur Neuentwicklung gefallen, wird ein wichtiger Kunde hierüber befragt. In die späteren Projektierungsphasen werden dann weitere Kunden einbezogen. Schließlich wird der Prototyp von einem Mitarbeiter des Kunden ausgiebig getestet.
Diese möglichst
frühe
Integration des
Letztanwenders, die frühzeitige Ausrichtung an den Marktbedürfnissen,
ist in der Regel auch sehr
rentabel
. Das sehen wir schon an der
Tatsache, daß etwa 70 Prozent aller Innovationen von einem Bedürfnis
des Marktes bzw. direkt vom
Anwender
ausgelöst werden,
nicht
von neuen Technologien und Konzepten.
b)
Problemlösung durch Zusatznutzen (industrielle Dienstleistungen)
Auf internationalen Märkten genügt es allerdings nicht mehr, dem Letztanwender Produkte anzubieten, die seinen (qualitativen, zeitlichen und preislichen) Erwartungen entsprechen.
Denn nicht das Produkt allein entscheidet über den Erfolg, sondern auch das Produkt umfeld , also der Zusatznutzen in Form industrieller Dienstleistungen . Diese stellen teilweise ganz andere Marketinganforderungen.
Durchgängige Nutzenorientierung heißt also immer auch, Kundenprobleme umfassend zu lösen und komplette Lösungen bestehen nun mal aus Produkt und Dienstleistung.
Wir können sogar davon ausgehen, daß
(1) zukünftig Produkt und Produkt umfeld , also Haupt- und Zusatznutzen, in ihrer Wettbewerbsbedeutung etwa gleichgewichtig sein werden und daß
(2) industrielle Dienstleistungen teilweise bessere Möglichkeiten zur Differenzierung gegenüber der Konkurrenz bieten als das eigentliche Produkt selbst und sein Preis.
Die industrielle Dienstleistung ist somit ein vortrefflicher Imitationsschutz gegenüber dem Wettbewerber.
(3) Drittens ist auch erwiesen, daß gerade dieser Zusatznutzen Umsatz und Erträge nachhaltig erhöht und die Kundenloyalität fördert.
So werden heute im Maschinenbau Erträge kaum mehr alleine durch die Erstausrüstung erwirtschaftet, sondern erst durch "Full-Service-Pakete", bestehend aus Projektmanagement, Montage, Transport und Inbetriebnahme, Beratung (auch regelmäßige Internet-Information), Anwenderschulungen, Kundenseminare,
Finanzierung, Ersatzteillieferungen und 24-Stunden-Service bzw. umfassende Service- und Wartungsverträge.
Die in diesem industriellen Servicegeschäft erzielten Deckungsbeiträge sind beachtlich , abgesehen davon, daß der Service im Maschinen- und Anlagengeschäft während der Nutzungszeit mindestens dreimal so viel Umsatz schaffen kann wie der ursprüngliche Erstkauf.
Um auch diesen Zusatznutzen effizient anbieten zu können, ist nachzudenken, wie die Arbeitsteilung und die Arbeits ver teilung innerhalb des Netzwerks zukünftig erfolgen soll. Auch unter dem Aspekt der industriellen Dienstleistung ist also erneut die Frage zu prüfen: "Welche Arbeitsteilung nehmen wir im Netzwerk vor?".
Diese Arbeitsteilung hat strikt nach dem hinlänglich bekannten Prinzip der Konzentration auf die Kerngeschäfte zu erfolgen, aus denen etwa drei Viertel des Umsatzes kommen sollten. Das heißt, daß jeder Netzwerkpartner nur die Produkte und Dienstleistungen anbietet, für die er Experte ist. Damit trägt er auch die Verantwortung für die reibungslose Integration seiner Leistung in die gesamte Wertschöpfungskette (die vertikal immer kürzer wird). Er ist mitverantwortlich für die Minimierung der Schnittstellenprobleme.
Zukünftig ist bei dieser Neustrukturierung der Arbeitsteilung auch nachzudenken über die Auslagerung nicht nur der vom Hersteller selbst benötigten Dienstleistungen. So werden die Systemlieferanten zukünftig in vielen Branchen immer öfter die angelieferten Komponenten beim Hersteller selbst in die Endprodukte einbauen. Das ist ja der Kern des bekannten Outsourcing.
Doch darüber hinaus können und werden auch Teilbereiche des vom Hersteller ersteller für seine Kunden zu erbringenden Service fremdvergeben werden. Entsprechend wird es zukünftig nicht nur auf Produkte und Produktionsprozesse spezialisierte Zulieferer geben, sondern auch Service- Zulieferer bzw. Service-Systemlieferanten , die damit zu wichtigen Wertschöpfungspartnern der Hersteller werden.
Diese werden unter Umständen - und das ist ganz wesentlich - sogar intensiveren Kontakt zu den Kunden haben und deren Zufriedenheit stärker beeinflussen als die Hersteller selbst.
Schon heute ist das nicht nur bei Autohäusern zu beobachten, sondern auch bei den Logistikdienstleistern , die neben der maßgeschneiderten Transportlösung teilweise auch die Produkte selber montieren und den Kundendienst oder das Inkasso für den Hersteller übernehmen (bzw. übernehmen müssen: Es wird deshalb sogar von einem "Diktat der Netzwerke" gesprochen). Ähnlich ist die Entwicklung bei den LKW-Herstellern , die nicht mehr nur Lkws verkaufen, sondern gefahrene Kilometer, was ja nichts anderes heißt, als daß sie im Prinzip das Fuhrparkmanagement übernehmen. Speditionen dagegen kümmern sich um die Materialverwaltung und die Logistik ganzer Fabriken.
Wer ein System optimieren will, muß auch umfassenden Nutzen in diesem System schaffen - nicht nur für den End abnehmer. Nutzen für die Netzwerkpartner heißt Rentabilitätsabsicherung und Risikoteilung für alle Kooperationspartner. Dies gilt auch für die überwiegend mittelständischen Zulieferer, die ja seit der Lopez-Affäre weltweit unter starken Druck geraten sind.
Nehmen wir das Beispiel der Erträge heraus:
Es ist bekannt, daß so mancher Sub unternehmer als schwächstes Glied in der Kette berechtigterweise über den enormen Preisdruck klagt - vor allem bei genormten Teilen .
Im Logistikbereich ist dies bei den sogenannten Frachtführern als den Subunternehmern großer Speditionen deutlich zu beobachten: Viele müssen entweder aufgeben oder bei den Großen Unterschlupf suchen.
Im
Porsche
-Netzwerk wird diese Problematik so gelöst,
daß beispielsweise ein Drittel der Kosteneinsparungen den Zulieferern,
zwei Drittel Porsche zugeteilt werden. Porsche gibt einen Teil über
niedrigere Preise an seine Kunden weiter.
Nutzen müssen aber auch die Mitarbeiter haben, sonst leidet die Effizienz des gesamten Netzwerks. Alle Markterfolge des Netzwerks sind nämlich Verhaltenserfolge , beruhen also auf Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter (Abb. 2004) . Daraus folgt viererlei:
Die Mitarbeiter müssen
Die Organisation einer solchen Partnerschaft, die nur schrittweise aufgebaut werden kann, ist der vierte Baustein meines Systems. Dabei geht es um zwei grundlegende Fragen: "Mit wem kooperiere ich?" und "Wie setze ich diese partnerschaftlichen Beziehungen um?".
a)
Strategische Allianz als Closed Shop
Wenn ich das erste Prinzip meines vierten Bausteins als Closed Shop bezeichne, will ich damit ausdrücken, daß die Zahl der Kooperationspartner zumindest bei Produkten und Dienstleistungen, die den Charakter von "Schlüsselkomponenten" haben, so klein wie möglich zu halten, ja teilweise sogar auf ganz wenige Lieferanten zu beschränken ist. Die bisher eher sporadische Zusammenarbeit erhält damit den Charakter einer strategischen Allianz .
So werden einige bisherige Direktlieferanten - beispielsweise der Partner 2 in der Abbildung (Abb. 1004) - zu Zulieferern von Systemlieferanten (5), also zu Sublieferanten, ohne ihren direkten Kontakt zum Abnehmer als Know-How-Lieferant zu verlieren.
Andere Zulieferer - beispielsweise der Partner 3 - sind sowohl direkter als auch indirekter Lieferant, haben also eine Doppelrolle: Betrieb 3 beliefert also 4 und 1.
Dieses Prinzip des Closed Shop ist deshalb so wichtig, weil es die Komplexität und die Schnittstellenprobleme reduziert.
Hier gilt der ganz wesentliche Effizienzgrundsatz, daß die
Dieses in allen Branchen erkennbare Prinzip des Closed Shop gilt vor allem für Identteile , nicht unbedingt für austauschbare Produkte wie Kabel und Schalter. Hier wird auch zukünftig weltweit nach den preiswertesten Einkaufsquellen im Internet gesucht (Es dominiert also die Preispolitik ).Bei solchen Produkten schreiben immer mehr Unternehmen ihre Beschaffungsaufträge im Netz aus, damit möglichst viele Lieferanten ihre Angebote abgeben können.
Aus diesem Closed-Shop-Prinzip ergeben sich zwei fundamentale Konsequenzen :
Wie das Beispiel des schon erwähnten Straßenbaumaschinenherstellers Bomag zeigt, verläuft die Schaffung eines Produktteams und die Integration von Endkunden keineswegs reibungslos. Deshalb wurde beispielsweise ein externer Moderator zur Verbesserung der Teamarbeit und zur Konfliktlösung hinzugezogen.
Generell erscheint es sinnvoll, einen Ansprechpartner und Moderator für solche Netzwerkprobleme zu benennen, beispielsweise als Competence Center , das Benchmarks und Best Practices erforscht und auch eine Stärken-Schwächen-Analyse im Netzwerk vornimmt.
Ebenso gibt es schon
Change Agents,
die für
die Abstimmung innerhalb des Netzwerks sorgen. Und auch eine
Schiedsstelle
für Meinungsverschiedenheiten könnte nützlich sein. Wir
sehen: Ohne solche organisatorischen Vorkehrungen wird die Kooperation
nicht funktionieren.
Ich komme damit zum fünften und letzten Baustein, den ich als Netzwerkcontrolling bezeichne, und der sich direkt aus dem ersten Baustein, der Zielvereinbarung, ableitet Abb. 1005 ).
Wenn der Grundsatz gilt, daß man nur das bekommt, was man mißt , muß man sich auch in einem solchen Netzwerk auf wenige, denkbar einfache und allgemein akzeptierte Schlüsselkennzahlen einigen.
Diese Schlüsselkennzahlen haben den Charakter von Frühindikatoren und ohne sie können wir das ganze abstrakte Gerede über den Shareholder Value oder die Effizienz von Wertschöpfungsketten schlichtweg vergessen, denn wir wissen ja nicht, wohin wir überhaupt steuern, abgesehen davon, daß unsere Mitarbeiter das Prinzip gar nicht verstehen.
Wie unsere Abbildung zeigt, setzen diese Schlüsselkennzahlen
Eine der wichtigsten Kennzahlen für jeden Betrieb
wie auch das gesamte Netzwerk ist der
Flußgrad
. Er ist das
Verhältnis der Wertschöpfungszeit, also der
Bearbeitungszeit,
zur gesamten
Durchlaufzeit
(Prozeßzeit) (Beispiel: Bei einer
Herstellungszeit einer Maschine von 100 Stunden und einer Durchlaufzeit
von 300 Stunden ist nur ein
Drittel
der Durchlaufzeit
wertschöpfend.
Der
Rest ist Verschwendung).
Er ist eine Fundamentalkennzahl - und zwar für den einzelnen Betrieb wie für das ganze Netzwerk. Er läßt erkennen, ob es im Produktionsprozeß zu viele Unterbrechungen gibt, zu lange Wartezeiten und ob pünktlich geliefert wird. Hinzu kommt die Dauer der Entwicklung bis zur Markteinführung neuer Produkte ("time to market").
Aus dem Bereich des Kunden greife ich die Kennzahlen der Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität bzw. des umfassenderen Kundenwerts heraus. Diese wichtigen Frühindikatoren lassen erkennen, ob unsere Kunden uns wirklich treu sind, ob wir also Kunden erfolgreich binden, ob der Kunden wert langfristig steigt und welche Deckungsbeiträge wir mit unseren Kunden in mehreren Perioden erwirtschaften.
Die mit der Loyalität gemessene Fluktuation attraktiver Kunden ist bekanntlich heute ein wesentlicher Indikator der Kundenzufriedenheit und damit ein Fundamentaltest unserer durchgängigen Nutzenorientierung.
Aus dem Bereich der Mitarbeiter greife ich die Kennzahlen zur Mitarbeiterzufriedenheit und zum Betriebsklima heraus sowie die Zahl der Verbesserungsvorschläge und die Wertschöpfung je Mitarbeiter (Umsatz minus Vorleistungen).
Beispielsweise erhalten die besten japanischen Betriebe über 70 Verbesserungsvorschläge je 100 Mitarbeiter und pro Jahr. In Amerika sind es etwa sieben Vorschläge, in Deutschland gerade mal zwölf je 100 Mitarbeiter. (Dabei übersehe ich nicht, daß die deutschen Verbesserungsvorschläge ein anderes Kaliber haben als die japanischen.)
Die Wertschöpfung je Mitarbeiter (Produktivität) liegt beispielsweise im international tätigen Maschinenbau zwischen 100.000 DM und 140.000 DM (Fraunhofer-Institut). Spitzenunternehmen der Investitionsgüterindustrie erreichen über 200.000 DM. (Die Weiterbildung der Mitarbeiter in kundenorientiertem Verhalten beträgt in diesen Betrieben übrigens mindestens zehn Tage pro Jahr.)
Insgesamt gilt zum fünften Baustein nun folgendes:
Je besser die Kennzahlen in allen drei un trennbar zusammenhängenden und voneinander abhängigen Bereichen - also Kunde, Mitarbeiter und Betrieb - sind, um so erfolgreicher ist der Betrieb und je mehr solche erfolgreichen Betriebe in einem Netz zusammenarbeiten, um so erfolgreicher ist auch die gesamte Wertschöpfungskette, um so höher werden auch die zukünftigen Cash Flows und Rentabilitäten sein.
Anders ausgedrückt: Je mehr sich unser Beispielsbetrieb - das gelbe Innendreieck in der Abbildung - dem Maximum des grauen äußeren Dreiecks nähert - um so besser sind die Kennzahlen erfüllt, um so höher ist der langfristige Gesamterfolg des Betriebes und des gesamten Netzwerks. Wir haben damit einen neuen, leicht handhabbaren Ansatz zum Netzwerkcontrolling vorgestellt.
Lassen Sie mich meine Ausführungen auf den Punkt bringen:
Es ist gar nicht zu übersehen, daß Kunden-Lieferanten-Partnerschaften erhebliche Synergie kosten verursachen.
Denken wir nur
Ein geschickt aufgebautes Netzwerk ist häufig auch viel erfolgreicher als ein Kauf anderer Unternehmen oder eine Fusion . Mit anderen Worten: Eine Akquisition eines anderen Unternehmens ist noch keine Gewähr für mehr Innovationen - ein erfolgsorientiert aufgebautes Netzwerk aber wohl, wie eine Studie der Universität Kiel bestätigt.
Als Fazit kristallisieren sich folgende fünf Erfolgsfaktoren strategischer Wertschöpfungspartnerschaften heraus:
(1) Zielvereinbarung mit Netzwerkcontrolling
Die effiziente Kooperation in einer industriellen Wertschöpfungskette auf der Basis akzeptierter und innerhalb eines Zielkorridors verbindlicher Zielvereinbarungen, Leistungsstandards und Kennzahlen ist die beste Basis, um den Wettbewerb auf den Märkten erfolgreich zu bestehen. Die Wertschöpfungspartnerschaft ist zugleich eine effiziente Alternative zur Fusion.
Dabei sollte aber erstens berücksichtigt werden, daß Partnerschaften sehr unterschiedlicher Ertragsstärke immer instabil sein werden und zweitens, daß die meisten Kooperationsinitiativen scheitern ohne monetär ausgewiesene Ziele und Kennzahlen im Rahmen eines überschaubaren Netzwerkcontrollings.
(2) Rentable Kundenpartnerschaften
Es ist sehr rentabel, den Letztanwender
(Endkunden) frühzeitig an Verbesserungs- und Innovationsprozessen
zu beteiligen ("Vorwärtsintegration"). Damit werden nicht nur die
besten Ideen gefördert (Innovationskompetenz) und Produktionsprozesse
verkürzt. Vielmehr sinkt auch das Verwertungsrisiko von Neuerungen
erheblich.
(3) Vom Produktanbieter zum Problemlöser
Vertikal verkürzen sich die Wertschöpfungsketten zunehmend durch Konzentration auf ihre Kernbereiche. Damit werden sie zugleich weniger angreifbar durch die Konkurrenz.
Horizontal ist dagegen wegen des Zwangs, dem Kunden Zusatznutzen in Form industrieller Dienstleistungen zu bieten, eine Ausweitung unausweichlich. Folglich müssen Lieferanten und Hersteller ihre Wertschöpfungsketten umstrukturieren, um vom Produktanbieter zum (besser imitationsgeschützten) Problemlöser zu werden.
(4) Markterfolge als Verhaltenserfolge
Eine Wertschöpfungspartnerschaft
aus Lieferanten und Herstellern ist nach außen um so erfolgreicher,
je besser ihre Mitarbeiter intern motiviert und weitergebildet werden.
Es gilt also der bekannte Satz:
"Ohne zufriedene und kompetente Mitarbeiter
gibt es keine zufriedenen Kunden".
(5) Effizientes Netzwerkmanagement
Effizientes Netzwerkmanagement ist
die
strategische
Führungsaufgabe schlechthin. Absolute
Priorität haben
hierbei die Marktorientierung, die Innovationskompetenz und die Minimierung
von Schnittstellenproblemen durch Rationalisierung der Wertschöpfungsbeziehungen.
Viele der eher sporadischen Beziehungen zwischen Herstellern und Lieferanten
sowie zwischen Zulieferern untereinander werden zukünftig entweder
aufgegeben oder in langfristige, grundlegende Partnerschaften überführt.
Damit steigen aber auch die Anforderungen an die Sozial- und Methodenkompetenz
dieser Systempartner.