Grundprobleme und Lösungsansätze des Ökologiemanagements | |||
Autoren: Lina Wang, Daniela Seupel | Seminarleiter: Prof. Beyer | SS 2003 | Grundstudium |
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Grundprobleme und Lösungsansätze des Ökologiemanagements
1. Grundlegung
Spätestens seit den 70er Jahren sehen sich Unternehmen immer stärker mit ökologischen Anforderungen konfrontiert. Die staatlichen Behörden nehmen immer mehr Einfluss auf die Umweltpolitik der Unternehmen, auf den Absatzmärkten steigt die Nachfrage für umweltfreundlichere Produktvarianten, auf den Kapitalmärkten werden "green funds" gegründet, die ausschließlich in ökologisch orientierte Unternehmen investieren.
Mit diesen stetig anwachsenden Forderungen seitens der Stakeholder erkennen viele Unternehmen, dass Umweltschutz zwar Risiken, aber auch Chancen bietet. So versuchen immer mehr Unternehmen, ihre verschiedenen Bereiche umweltbezogen zu gestalten, um den externen Ansprüchen gerecht zu werden und die eigene Rentabilität zu verbessern.
1.1. Definition
Ökologiemanagement umfasst "... die Planung, Steuerung, Überwachung und Verbesserung aller betrieblichen Umweltaktionen sowie eine umweltorientierte Betriebs- und Mitarbeiterführung". ( Kamiske )
Merkmale des Ökologiemanagements sind:
Nach dem Umweltprogramm der Bundesregierung von 1971 muss das Umweltrecht die drei folgenden Ziele erfüllen:
Bei genehmigungsbedürftigen Anlagen ist die Bestellung von Umweltschutzbeauftragten Pflicht. Ein Umweltschutzbeauftragter hat keine eigene Entscheidungskompetenz, sondern wirkt nur beratend. Seine wichtigste Funktion ist die Kontrolle und Überwachung der Einhaltung der umweltschutzbezogenen Gesetze. Er ist aber auch für die umweltorientierte Information und Weiterbildung der Mitarbeiter zuständig.
1.3. Wettbewerbschancen einer umweltfreundlichen Unternehmensführung
Durch ökologisches Wirtschaften lassen sich Kostensenkungspotentiale erzielen. Kurzfristig entstehende Kosten der Ökologisierung sind gleichzeitig zukunftsträchtige Investitionen, die sich durch die Honorierung am Markt und die Minimierung von risikobedingten Folgekosten (Umwelthaftung) erst mittel- oder langfristig auszahlen.
Anstelle von Umweltkosten sollte man daher besser von Umweltinvestitionen sprechen.
CHANCEN
·
Risiken
verringern
Vorsorge und Vermeidung von Störfällen durch den Nachweis
von bestimmungsgemäßem Betrieb
è
keine Produktionsunterbrechungen
è
geringere Versicherungsprämien
è
keine Schadensersatzforderungen
·
Marktanteile
gewinnen
Absatzmarkt:
Arbeitsmarkt:
Finanzmarkt:
2.1. Wechselwirkungen zwischen Unternehmung und ökologischer Umwelt
Die Wechselwirkung zwischen Unternehmung
und Umwelt kann anhand von Beispielen genauer erklärt werden. So ist
offensichtlich, dass aus Produktions- oder Entsorgungsprozessen resultierende
Schadstoffe einen unmittelbaren Einfluss auf den Zustand der Umweltelemente
Boden, Luft und Wasser ausüben. Ebenso können unternehmerische
Entscheidungen über die einzusetzenden Produktionsfaktoren einen Einfluss
auf die zukünftige Verfügbarkeit der Rohstoffe ausüben.
Aber auch in entgegengesetzter Richtung lassen sich zahlreiche Abhängigkeiten
feststellen. Die Qualität der Produktionsmaterialien kann von den
jeweiligen Umweltbedingungen beeinflusst werden, und die Verfügbarkeit
qualifizierter Arbeitskräfte hängt unter anderem von den Lebens-
und Umweltbedingungen am jeweiligen Unternehmensstandort ab.
2.2. Instrumente einer umweltbewussten Unternehmensführung
2.2.1. Umweltchecklisten
Umweltchecklisten sind verbal gehaltene Auflistungen, mit deren Hilfe die umweltbezogenen Gegebenheiten in der jeweiligen Unternehmung systematisch abgefragt werden können. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie einen umfassenden Überblick über potentielle Schwachstellen im betrieblichen Umweltschutz liefert. Allerdings sind Checklisten nur für qualitative Bestandsaufnahmen geeignet und kommen deshalb als alleiniges Instrument eines umfassenden betrieblichen Umweltinformationssystems nicht in Betracht.
Die verschiedenen Typen von Checklisten :
Abb. 1: Auszug aus einer standardisierten Detail-Checkliste "Abfall". (Quelle: Michaelis, 1999)
2.2.2. Umweltkennziffern
Umweltkennziffern sind umweltrelevante Daten wie Wasser- und Stromverbrauch, die zu anderen unternehmensspezifischen Größen in Beziehung gesetzt werden. Beispiel: der jährliche Stromverbrauch oder Papierverbrauch pro Mitarbeiter. Sie erfüllen 3 Funktionen:
Die Ökobilanz ist ein komplexes Mittel zur Bewertung und Bilanzierung der Umwelteinwirkungen von verschiedenen Verfahren und Produkten eines Unternehmens. Dadurch lassen sich Potentiale für einen effizienteren Einsatz von Rohstoffen und Energie und für die Verringerung von Umweltbelastungen durch Abfälle und Schadstoffe aufzeigen. Sie dient somit der Dokumentation über die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte.
Folgende Inhalte kennzeichnen eine Ökobilanz:
Der Begriff Öko-Audit bezeichnet eine periodisch vorgenommene, systematische Erfassung und Bewertung der Unternehmenstätigkeit hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen. Die Durchführung ist freiwillig, doch die Teilnahme eröffnet verschiedene ökonomische Vorteile, wie einen potentiell absatzfördernden Imagegewinn ,die Aufdeckung von Kostensenkungspotentialen , die Verminderung von Haftrisiken , die Erhöhung der Kreditwürdigkeit und die Senkung von Versicherungsprämien .
Aus der Bemühung, ein einheitliches europäisches Bewertungssystem zu schaffen, ging das Konzept des EU-Öko-Audit-Systems (auch "EMAS" - E nvironmental M anagement and A udit S cheme - genannt) hervor. Dadurch wurden die wesentlichen Elemente des Öko-Audit EU-weit standardisiert. Die Teilnahme ist freiwillig und die im wesentlichen zu durchlaufenden Schritte sind durch EU-Verordnung geregelt.
Das EMAS-Logo:
Abb. 2: Das EMAS-Logo (Quelle: www.emas-logo.de)
Abb.3: Schrittweiser Ablauf eines EU-Öko-Audits (Quelle: www.fh-augsburg.de/vhb/wirtschaft/lernprogramm/kapitel_d/lektion5.htm)
2.3. Die Umweltpolitik der Firma AEG Hausgeräte GmbH
Als einer der führenden Hersteller in der Hausgeräteindustrie hat es sich die Firma AEG Hausgeräte GmbH zur Aufgabe gemacht, "umweltgerechte und sichere Produkte zu entwickeln und geeignete Verfahren zu deren Herstellung zu verwenden" (Horst Kreis, AEG Hausgeräte GmbH, Nürnberg). Das Thema Umweltschutz ist fester Bestandteil ihrer Unternehmensleitlinien. Bereits 1995/1996 bestand das Unternehmen für alle 3 Werke des Standortes Deutschland die Auditierung des Umweltmanagementsystems nach dem EU-Öko-Audit. Jährlich prüft ein unabhängiger Gutachter die Fortschritte des Unternehmens auf dem Gebiet des Umweltschutzes.
2.3.1. Das Umweltmanagementsystem
Die Geschäftsleitung ist zusammen mit den Bereichsleitern verantwortlich für das Umweltmanagementsystem der jeweiligen Standorte. Außerdem trägt sie die Verantwortung für die Einhaltung der Betreiberpflichten im Zusammenhang mit genehmigungspflichtigen Anlagen.
Der Umweltschutzbevollmächtigte übernimmt die Koordination der verschiedenen Werke. Er ist die Schnittstelle zwischen internem Umweltschutz und externer Kommunikation und ist schwerpunktmäßig zuständig für die Überprüfung und Aktualisierung des Umweltmanagementsystems an den Standorten durch jährliche interne Umweltbetriebsprüfungen. Seine weiteren Aufgaben bestehen u. a. in der Konzeption und Abstimmung der Umweltschutzziele und strategien, der Information und Beratung der Unternehmensbereiche und der Verbandsarbeit zum Thema Umweltschutz.
Die Umweltschutzbeauftragten unterstützen die jeweiligen Werksleitungen bei der Wahrnehmung ihrer Umweltschutzpflichten. Sie wirken bei der Erarbeitung der Umweltschutzmaßnahmenpläne mit, helfen bei der Aufklärung der Beschäftigten und sind verantwortlich für die regelmäßige Kontrolle der Betriebsstätten, die Information der Bereichsleitungen und die Erarbeitung von Vorschlägen zur Fehlerbeseitigung.
Die Umweltschutzberater stehen den Umweltschutzbeauftragten zur Seite. Sie sind Fachkräfte aus den verschiedenen Fertigungsbereichen und wurden in einem internen Seminar für ihre zusätzliche Aufgabe geschult. Durch Weiterbildungsveranstaltungen wird ihr Wissen laufend aktualisiert.
Die Mitarbeiter müssen aus persönlichem Engagement heraus
an der Umsetzung der ökologischen Ziele mitarbeiten und durch eigene
Ideen zu Verbesserungen beitragen. Um jeden Mitarbeiter für ökologische
Themen zu sensibilisieren und damit die Motivation für umweltbewusstes
Verhalten zu vergrößern, werden sie möglichst umfassend
informiert (z. B. durch die Mitarbeiterzeitung "Durchblick") und gezielt
weitergebildet. Um ökologische Fragestellungen diskutieren und wichtige
Abläufe koordinieren zu können, gibt es mehrere Arbeitskreise
bei der AEG Hausgeräte GmbH.
Organigramm:
Abb.4: Organigramm der AEG Hausgeräte GmbH (Quelle: www.aeg-hausgeraete.de)
2.3.2. Bezug der unternehmerischen Tätigkeit zu Umweltaspekten
Die AEG Hausgeräte GmbH betrachtet die Produktion ihrer Geräte zusammen mit der anschließenden Nutzungsphase und der späteren umweltgerechten Entsorgung als gleichwertige Produktzyklusphasen. Den Rahmen für den organisatorischen Ablauf bei der Entwicklung neuer Produkte bildet die Produktentstehungsablauforganisation (PAO). Mit der PAO verfolgt das Unternehmen die beiden Ziele der Ressourcenschonung und der recyclingorientierten Konstruktion. Eine große Bedeutung in der Entwicklung und Produktion hat die Vermeidung von Schadstoffen.
Weiterhin ist es dem Unternehmen wichtig, die Verbraucher über die Materialzusammenstellung des jeweiligen Produktes zu informieren.
Auch die stoffliche Verwertung wurde
sichergestellt. Die Altgeräte werden von der Firma Roll/MBB Recycling
GmbH entsorgt. Die Rücknahme der Geräte erfolgt über die
Händler. Dort werden sie gesammelt und zur Abholung bereitgestellt.
Die recyclingfähigen Teile werden verwertet und der Rest ordnungsgemäß
entsorgt.
3. Lösungsansätze
3.1. Umweltmotivation der Mitarbeiter
Die Unternehmensleitung muss glaubhaft den Willen zu Qualität und Umweltschutz erkennen lassen und dafür sorgen, dass diese Politik auf allen Unternehmensebenen vorgelebt, verstanden und mit Nachdruck durchgesetzt wird. Durch in- und externe Aus- und Weiterbildungsangebote , Mitarbeiterzeitungen (z. B. "Durchblick" bei AEG Hausgeräte GmbH) oder sog. Umweltqualitätszirkel steigen die Identifikation, Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter im Unternehmen.
Umweltqualitätszirkel könnten sich beispielhaft konkret mit folgenden Aufgaben beschäftigen:
3.2. Der ökologisch orientierte Marketing-Mix
Um Wettbewerbsvorteile am Markt zu erzielen, können sich Unternehmen folgender Instrumente bedienen, die auch als ökologischer Marketing-Mix bezeichnet werden.
Produktpolitik:
Die Produkte sind auf
Bei Verpackungen sollte grundsätzlich auf ihre
Preispolitik:
In der Regel verursacht die Herstellung umweltgerechter Produkte höhere Produktionskosten. Eine Möglichkeit zur Durchsetzung höherer Preise ist z.B. die Produktdifferenzierung, deren Voraussetzungen der wahrgenommene, wichtige und dauerhafte Nutzenvorteil des Produkts gegenüber der Konkurrenz, die Zahlungsbereitschaft der Nachfrager und der Schutz vor Imitatoren sind.
Distributionspolitik:
Steigende Produktverantwortung der Unternehmen erfordert den Aufbau
geeigneter Redistributionssysteme zur Verwirklichung geschlossener Stoffkreisläufe,
wie z.B. das Duale System, durch das gebrauchte Verkaufsverpackungen zurückgeführt
und verwertet werden. Da bei Stoffen, die sehr heterogen zusammengesetzt
sind, somit Probleme auftreten können, muss die Recyclingfähigkeit
der Produkte bereits in ihrer Gestaltungsphase berücksichtigt werden.
Des weiteren besteht bei der Wahl der Vertriebsform die Möglichkeit
des direkten Absatzweges, z.B. durch Reisende oder Handelsvertreter, oder
die des indirekten Absatzweges, z.B. durch Spezialgeschäfte oder Warenhäuser.
Kommunikationspolitik:
Die Kenntnisse, Einstellungen und Verhaltensweisen der Nachfrager gemäß der ökologischen Zielsetzungen des Unternehmens können folgendermaßen beeinflusst werden:
Durch eine an ökologischen Kriterien ausgerichtete Beschaffungspolitik lassen sich Umweltbelastungen nicht nur im Produktionsprozess selbst vermeiden, sondern auch auf vorgelagerten und nachgelagerten Stufen (Lieferanten, Handel, Konsum, Entsorgung).
Vorteile einer umweltorientierten Beschaffung :
4. Fazit / Ausblick
Ökosteuer als Problemlösung?
Die Ökosteuer hat mit Umweltschutz wenig zu tun, denn tatsächlich sollen die als Ökosteuer deklarierten Aufschläge auf Benzin, Heizöl und Erdgas die Senkung der Lohnnebenkosten finanzieren. Das bedeutet, die Verbraucher müssen kräftig Auto fahren, heizen und mehr Lampen einschalten, damit genügend Steuergeld in die Staatskasse kommt. Würde die Ökosteuer ihren eigentlichen Zweck erfüllen, nämlich durch Verteuerung von Energie die Menschen zu weniger Verbrauch anzuhalten, dann würden auch die Chancen sinken, den Faktor Arbeit zu entlasten.
Außerdem werden immer größere Teile der Steuereinnahmen
zur Sanierung des Bundeshaushalts eingesetzt und Westdeutschland bleibt
im internationalen Vergleich Arbeitskosten-Weltmeister.
Empfohlene Literatur: