Wie können
Unternehmen ihr Wissensmanagement effizient im
Customer
Relationship Management umsetzen?
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cand. phil. Maria Lindner
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I. Wozu Wissensmanagement?
Wissensmanagement als Erfolgsfaktor
Neben Arbeit, Boden und Kapital gilt Wissen inzwischen als der vierte
und wichtigste Produktionsfaktor der Zukunft. Heute ist die Fähigkeit,
mit Wissen strategisch und intelligent umzugehen, ein Erfolgsfaktor für
die Unternehmen geworden, die für ihr Überleben darauf angewiesen
sind, effektiv, effizient und kontinuierlich Innovationen zu erzeugen.
Ideen, Kreativität, Problemlösefähigkeit der Mitarbeiter,
kontinuierliche Lernfähigkeit und die Fähigkeit, potentielle
Bedürfnisse von Kundengruppen zu erkennen, beeinflussen mittlerweile
in zunehmendem Maße die Wettbewerbs-fähigkeit eines Unternehmens.
Herausforderungen für Unternehmen:
-
Zunahme an intelligenten Produkten und wissensintensiven Dienstleistungen
-
Muskelkraft wird zunehmend durch Geisteskraft ersetzt
-
Sinkende Halbwertzeit des Wissens
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Weltweite Informationsflut als Folge moderner Kommunikationstechnologien
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Kürzer werdende Produktlebenszyklen
-
Sinkende Kundenloyalität
-
Individualisierung von Kundenbedürfnissen
Befragungsergebnisse zum Thema Wissensmanagement in der deutschen Wirtschaft
zeigen, dass sich die Erwartungen beim Wissensmanagement vor allem auf
Kosten- und Zeiteinsparungen sowie Produktionsverbesserungen konzentrieren,
dass aber auch die Themen Kunde und Qualität wichtig sind.
II. Wissensmanagement
1. Zum Wissensbegriff
Was ist Wissen und was unterscheidet Wissen von Informationen?
-
Daten bestehen aus einer kombinierten Folge von Zeichen (z.B. Zahlen und
Buchstaben) und sind zusammenhangslose Fakten ohne Kontext. Daten sind
nur ein Rohstoff, der für sich wenig bedeutet, wenig kostet und wenig
wert ist. Erst durch die Klassifizierung und Kategorisierung von Daten,
die dann in einen bestimmten Kontext eingebunden sind, entsteht Information.
-
Information ist der Rohstoff für die Wissenserzeugung, die eine Einbindung
der Informationen in einen Erfahrungskontext erforderlich macht. Damit
der entscheidende Übergang von Information zu Wissen stattfindet,
muss der Mensch auswählen, vergleichen, bewerten, Konsequenzen ziehen,
verknüpfen und sich mit anderen austauschen.
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Wissen ist das Ergebnis der Verarbeitung von Informationen durch das Bewusstsein
und kann als "verstandene Information" bezeichnet werden, die zur Handlungssteuerung
verwendet wird. Wissen dreht sich immer um persönliche Vorstellung,
Sinn und Bedeutung.
2. Wissensarten
Wenn man nach einer Wissensdefinition sucht, muss man sich darüber
im Klaren sein, dass es im Prinzip nicht das Wissen schlechthin, sondern
verschiedene Arten von Wissen gibt.
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Implizites und explizites Wissen:
Wissen gilt als implizit, wenn es nicht direkt artikulierbar ist und
in hohem Maß von Erfahrungen abhängt. Dagegen spricht man von
explizitem Wissen, wenn es sprachlich artikuliert und durch die Weitergabe
letztlich auch vom primären Wissensträger abgekoppelt werden
kann.
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Individuelles und organisationales Wissen:
Organisationales Wissen ist Wissen, das - im Gegensatz zum individuellen
Wissen nicht in den Köpfen von Menschen gespeichert ist, sondern
in Regeln, Prozessen, Strukturen, Traditionen und Technologien einer Organisation.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Wissensbasis eines Unternehmens.
-
Sachwissen und Handlungswissen:
Sachwissen bezeichnet im Sinne eines "knowing what" z.B. das Wissen
um einen bestimmten Markt, während Handlungswissen oder "knowing how"
beispielsweise das Wissen ist, wie man ein Projekt leitet.
Gerade implizites Wissen ist für Unternehmen eine besondere Herausforderung:
Nicht von ungefähr lautet die wohl prominenteste Klage im Zusammenhang
mit Wissensmanagement, viele Unternehmen wüssten nicht, was sie eigentlich
wissen. Oder anders formuliert: Ein Großteil des individuellen Wissens
wie auch des organisationalen Wissens ist nicht transparent und auch nicht
unmittelbar fassbar und nutzbar. Eine wichtige Aufgabe ist deshalb das
"Explizitmachen" des Wissens.
3. Was versteht man unter Wissensmanagement?
"Wissensmanagement (...) ist das Bestreben einer
Organisation, bestehendes Wissen zu nutzen, neues Wissen zu schaffen und
dieses Wissen in der ganzen Organisation so zu verteilen, dass es jederzeit
am richtigen Ort, zum richtigen Zeitpunkt, im richtigen Format und in ausreichendem
Umfang zur Verfügung steht, um es in Produkten, Dienstleistungen,
Prozessen, Systemen und Strukturen zu verkörpern."
(Haun, Matthias)
Die drei zentralen Standbeine des Wissensmanagements:
-
Technologie:
Hier geht es um die Einführung und Gestaltung
von Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen sowie Werkzeugen, die
wissensbasierte Prozesse nutzerfreundlich unterstützen.
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Organisation:
Hier geht es um die Entwicklung einer wissens- und
lernfreundlichen Unternehmenskultur und um die Schaffung von Rahmenbedingungen,
die den Umgang mit der Ressource Wissen erleichtern sollen.
-
Mensch:
Hier geht es um die Förderung und Gestaltung von Kenntnissen,
Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter, die als Träger relevanten
Wissens und als die eigentlichen "Triebfelder" kontinuierlicher Lernprozesse
den Kern jedes Wissensmanagements bilden.
Nachdem in den vergangenen Jahren oftmals die Technologieseite überbetont
wurde, so wird heute der Faktor Mensch verstärkt in den Mittelpunkt
von Wissensmanagementaktivitäten gestellt. Im Gegensatz zum Informationsmanagement
steht man beim Wissensmanagement vor der Herausforderung, auch mit schwer
fassbaren Wissensanteilen (z.B. implizites Wissen) umzugehen und Wege zu
finden, nicht nur Wissen, sondern v.a. auch die Menschen als Wissensträger
in Konzepten und Verfahren des Wissensmanagements zu berücksichtigen.
Die vier Kernprozesse des Wissensmanagements:
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Wissen erzeugen
-
Wissen bewahren
-
Wissen verteilen
-
Wissen anwenden und nutzen
II. Anforderungen an das Wissensmanagement im Rahmen des Customer
Relationship Management (CRM)
Vor dem Hintergrund abnehmender Kundenloyalität, steigender Kundenanforderungen
und immer besser informierter Kunden sehen sich viele Unternehmen heute
großen Anforderungen in Bezug auf den Aufbau starker Kundenbeziehungen
ausgesetzt. Da erhöhtes Wissen über den Kunden und dessen Bedürfnisse
den Aufbau von Kundenbeziehungen entscheidend verbessern kann, erhält
ein gemeinsames Zusammenwirken von Wissensmanagement und CRM zur Steigerung
des Unternehmenswertes eine herausragende Bedeutung.
Fünf Wissensdimensionen, die sich jeweils aus einer Kombination
von implizitem und explizitem Wissen zusammensetzen, prägen die kundenorientierte
Wissensbasis eines Unternehmens: dazu gehört das
-
Wissen, was
der Kunde will
-
Wissen, wie
der Kunde das Produkt oder die
Dienstleistung verwendet
-
Wissen, warum
der Kunde das Produkt verwendet
(Welches Problem versucht der Kunde mit dem Produkt/Dienstleistung zu lösen?)
-
Wissen, mit wem
der Kunde zusammenarbeitet
(Angebot von Komplettlösungen)
-
Wissen, dass
der Rahmen für eine optimale
Kundenorientierung im Unternehmen gegeben ist.
Wie können die Kernprozesse des Wissensmanagements die Kundenbeziehung
verbessern?
1. Wissen erzeugen im CRM
Die Voraussetzung für die Erzeugung von Wissen im CRM ist die Zusammenführung
interner und externer Informationsquellen, um ein umfassendes Bild des
Kunden zu erhalten. Dieses möglichst scharfe "One-face-of-the-customer"
sollte idealer weise über eine gemeinsame Plattform allen Organisationsmitgliedern
zugänglich sein, um einen personalisierten Dialog mit dem Kunden zu
ermöglichen.
Mögliche Informationsquellen sind:
-
Kundenberater, Außendienstmitarbeiter, Key Account Manager
-
Servicemitarbeiter, Call Center
-
Kundenreaktionsdaten (Responsanzeigen, Reklamationen, Freundschaftswerbung...)
-
Marktforschungsprojekte
-
Externe Online-Datenbanken (Markt-, Brancheninformationen)
-
Auswertung von Kundenaktivitäten (Einkaufsverhalten, Zahlungsweise,
Präferenzen, Navigationsverhalten...)
Instrumente für die Identifikation von Wissen:
-
Wissenslandkarten:
Wissenslandkarten kartografieren die bestehende
Wissensbasis eines Unternehmens und geben Auskunft darüber, an welcher
Stelle im Unternehmen welches Wissen bzw. welcher Wissensträger zu
finden ist. Folglich beinhalten Wissenslandkarten kein Wissen per se, sondern
Metawissen über die Wissensbasis des Unternehmens. Dieses Metawissen
wird in einer Wissenslandkarte strukturiert, dokumentiert, gespeichert
und beständig aktualisiert.
So können Mitarbeiter identifiziert und befragt werden, die spezifisches
Kundenwissen besitzen und bereits implizites Wissen durch die Betreuung
bestimmter Kunden aufgebaut haben.
Instrumente für die Erzeugung von Wissen:
-
Lessons learned:
In Lessons-learned-Berichten wird Erfahrungswissen
über bereits abgewickelte Projekte den Kundenberatern zur Verfügung
gestellt. Darin können auch wichtige Hinweise bezüglich gemachter
Fehler während der Projektabwicklung und der Kundeninteraktion enthalten
sein. Auf dieser Grundlage sind Mitarbeiter der Customer Touch Points in
der Lage, diese Erfahrungen auf laufende Projekte zu übertragen, Problemen
von vorneherein auszuweichen und den Kundenkontakt optimaler zu gestalten.
-
Wissen durch die Integration von Schlüsselkunden und Kooperationen
extern erwerben:
Aus der Perspektive des Wissensmanagements ist allerdings
nicht nur das Wissen über die Kunden, sondern auch Ideen und Kenntnisse
in den Köpfen der Kunden von Bedeutung. So werden in vielen erfolgreichen
Unternehmen Schlüsselkunden in den Entwicklungsprozess integriert
und in gemeinsamen Workshops Innovationen und Produktverbesserungen gemeinsam
kreiert.
Darüber hinaus lassen sich durch Pilotprojekte, ein effizientes
Beschwerdemanagement und ein Kundenparlament Informationen und Wissen der
Kunden in die Wissensbasis integrieren. Die Tatsache, dass der Kunde zum
Ko-Produzent wird, indem eine gemeinsame Wissensplattform zwischen Hersteller
und Nutzer aufgebaut wird, schafft eine Basis für eine feste Kundenbeziehung.
-
Benchmarking:
Mit Hilfe von Benchmarking kann externes Wissen über
CRM-Aktivitäten von der Konkurrenz erworben werden. Indem Methoden
und Kampagnen des eigenen Unternehmens mit denen anderer Unternehmen verglichen
werden, werden die eigenen Aktivitäten nochmals überdacht, deren
Nutzen beurteilt und gegebenenfalls Ideen der Konkurrenz auf eigene Geschäftsprozesse
übertragen. Ziel dieses Instruments ist es aus den Kundenbeziehungen
anderer Unternehmen zu lernen und gewonnene Erkenntnisse in eigene Prozesse
zu integrieren.
2. Wissen bewahren im CRM
Zur Wissensbewahrung gehört:
-
Wissen dokumentieren und zugriffsbereit machen
-
Wissen aufbereiten (z.B. strukturieren, visualisieren)
-
Wissen speichern und aktualisieren
-
Wissen schützen
-
Wissen explizieren
Instrumente der Wissensbewahrung:
-
Customer Data Warehouse:
Die Zusammenführung aller kundenbezogenen
Informationen wie beispielweise Stammdaten, Aufträge, Reklamationen,
Medienpräferenzen etc. erfolgt idealer weise durch ein Customer Data
Warehouse, auf das alle in Kundenprozesse involvierte Organisationsmitglieder
Zugang haben. Bedeutsame Muster und Trends können mit Hilfe dieser
modernen Technologie ermittelt werden. Erkenntnisse zu Fragen wie z.B.
"Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Deckungsbeitrag eines Produkts
und einer bestimmten Region?", "Durch welche Attribute lassen sich abwanderungsorientierte
Kunden erkennen?" und "Ist das Produkt A auch für die Kundenklasse
interessant, die bisher Produkt B gekauft hat?" können den Anwendern
aufgezeigt werden und wiederum neues Wissen entstehen lassen. Unbedingt
zu vermeiden ist die Überfrachtung der Kundendatenbank mit Daten,
Informationen und Wissen, das keinen praktischen Nutzen verspricht. Prozesse
der Selektion, Aktualisierung und Speicherung müssen daher effizient
gestaltet werden.
3. Wissen verteilen im CRM
Zur Wissensverteilung gehört:
-
Wissen vermitteln und weitergeben
-
Wissen untereinander teilen ("geben und nehmen")
-
Wissen im Team gemeinsam konstruieren
Instrumente der Wissensverteilung:
-
Weiterbildung:
Als traditionelles Instrument dienen Weiterbildungs-maßnahmen
auch zur Verteilung von explizitem Kundenwissen im Unternehmen. Explizites
Wissen des Lehrenden über Verkaufstechniken, psychologische Verhaltensregeln
beim Kundenkontakt, Kommunikations-techniken, über den Umgang mit
dem CRM-System oder über die nutzenstiftende Anwendung von Kundenwissen
wird hier auf alle Schulungsteilnehmer verteilt.
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Communities of Practice (CoP):
CoPs sind informelle bereichsinterne
oder bereichsübergreifende Personengruppen innerhalb einer Organisation,
die aufgrund gemeinsamer Interessen über einen längeren Zeitraum
hinweg miteinander kommunizieren, kooperieren, Wissen und Erfahrungen austauschen
und dabei voneinander lernen. Die Mitarbeit an einer solchen CoP ist freiwillig.
Die Ziele werden von der Community selbst ausgehandelt. Sämtliche
Prozesse und Ergebnisse basieren auf der Eigenverantwortung und Selbstorganisation
der Gemeinschaftsmitglieder. So kann in einer Community auch spezielles
Wissen über Kundenbedürfnisse, Verkaufstechniken oder Problemlösungstechniken
im Rahmen von CRM-Aktivitäten gemeinsam ausgetauscht und neu entwickelt
werden.
4. Wissen nutzen im CRM
Ziel der Wissensnutzung ist es, dem Wissen auch Taten folgen zu lassen
und über eine effektive Anwendung vorhandenen Wissens über Kunden
einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung langfristig profitabler Kundenbeziehungen
zu leisten.
Zur Wissensanwendung gehört:
-
Wissen in Entscheidungen und Handlungen umsetzen
-
Wissen in Produkte und Dienstleistungen transformieren
Instrumente der Wissensanwendung:
-
Best Practices:
Von Best Practice spricht man dann, wenn eine Aufgabe,
ein Problem oder auch ein ganzes Projekt besonders gut oder optimal bearbeitet
bzw. gelöst wurde, sodass diese Lösung als Vorbild gilt und als
entsprechend nachahmungswürdig interpretiert werden kann. Best-Practice-Sharing
umfasst als Methode die Aufbereitung, die Weitergabe und den Austausch
sowie die Weiterentwicklung und Anwendung von Best Practices im Sinne optimaler
Lösungen für bestimmte Problemstellungen. Best Practices können
die Kundenbeziehung positiv beeinflussen, wenn erfolgreiches Verkaufs-Know-how
unternehmensweit angewandt wird.
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Aufrechterhaltung der Qualität und Aktualität von Daten und
Informationen sowie die Benutzerfreundlichkeit der Technologie:
Um
die
Nutzung vorhandenen Wissens im Bereich des CRM zu fördern,
ist es wichtig das vorhandene Wissen permanent zu aktualisieren und nur
das zu bewahren, was später auch für Dritte relevant ist. Des
weiteren muss darauf geachtet werden, dass Technologien im Unternehmen
benutzerfreundlich gestaltet sind.
Die Wissensanwendung ist derjenige Prozessbereich des Wissensmanagements,
für den es bislang die wenigsten "Werkzeuge" etwa in Form technischer
Tools oder Gestaltungsmaßnahmen gibt. Es ist auch derjenige Aspekt
des Wissensmanagements, über den man im Moment noch am wenigsten weiß.
III. Fazit
-
Wissensmanagement ist sowohl für die Organisation als auch für
ihre Mitglieder mit Nutzen verbunden und stellt angesichts aktueller Entwicklungen
eine Herausforderung dar, die über eine Modewelle weit hinausgeht.
-
Die Kundenbindung kann gesteigert werden durch verbesserte Beratungs- und
Servicequalität, durch die unternehmensweite Realisierung von Best
Practices, durch nutzungsorientiert aufbereitete, zuverlässige Informationen,
durch erhöhtes Niveau fachlichen Wissens und durch die Zusammenführung
von Spezial-Know-how (z.B. im Serviceteam).
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Die in drei Unternehmen durchgeführten Interviews zum Thema Wissensmanagement
zeigten, dass mittelständische Betriebe bei der Einführung von
Methoden des Wissensmanagements immer noch den Kosten- und Zeitaufwand
scheuen.
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Letztlich muss Wissensmanagement immer einen Beitrag zur Wertschöpfung
des Unternehmens leisten, um im Rahmen ökonomischen Denkens legitim
begründet werden zu können. Allerdings sind wir derzeit noch
weit davon entfernt, das Wissen eines Unternehmens und damit verbunden
Wissensmanagementaktivitäten umfassend messen und bewerten zu können.
-
Keiner sollte die Schwierigkeit unterschätzen, Wissensmanagement produktiv
umzusetzen. Besonders Widerstände von Seiten der Mitarbeiter, die
für Neuerungen nicht aufgeschlossen sind und keine Vorteile für
sich selbst erkennen, wenn sie ihr Wissen weitergeben, müssen berücksichtigt
werden. Die Basis für Wissensmanagement ist daher immer eine Vertrauenskultur,
die sich an einem gegenseitigen Geben und Nehmen von Wissen orientiert.
Mit dem Ohr ganz nah am Kunden am Beispiel des
Computerbauers Dell
Der Firmengründer und Vorstandsvorsitzende Michael
Dell hat seinen Mitarbeitern eingebläut, dass nur zufriedene Kunden
dem Unternehmen dauerhaft die Treue halten.
Mithin wird Kundenpflege bei Dell umfassend und systematisch
betrieben. Jede Anfrage und Reklamation muss erfasst werden und in einer
vorgegebenen Zeit abgearbeitet werden. Kann ein Problem nicht umgehend
behoben werden, bewerten geschulte Mitarbeiter die Reklamation nach ihrer
Bedeutung. Das will heißen: Gravierende Beschwerden werden an einen
Abteilungsleiter weitergeleitet. Um besonders schwere Fälle bei wichtigen
Kunden kümmert sich sogar der Konzernchef persönlich.
Servicemitarbeiter in jeder Produktlinie analysieren ständig,
ob und welche Schwierigkeiten beim Kunden aufgetreten sind. Aus diesem
Wissen leiten die Entwickler wertvolle Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten
an den Dell-Rechnern ab.
Der direkte Kundenkontakt ist ein wesentlicher Bestandteil
des Geschäftsmodells. Der Computerhersteller vertreibt alle Produkte
per Telefon und Internet ohne Zwischenhändler. Gebaut werden die
PC und Server nach Maßgabe des Auftraggebers.
"Zwischen uns und unserer Klientel gibt es keine Mauern",
wirbt Walid Moneimne, der für Dells Europa-Geschäft mit Servern,
Massenspeichern und Dienstleistungen verantwortlich ist.
Als Spitzenreiter der Branche bei Umfragen über die
Kundenzufriedenheit weiß Dell ganz genau, welche Geräte bei
welchem Kunden installiert sind. Ein Mausklick genügt, und schon erscheinen
alle Details aus dem sorgsam gepflegten Datenpool auf dem Bildschirm des
Verkäufers, der mit diesem Wissen seinen Kunden schnell und kompetent
beraten kann. Weil Dell das Ohr ganz nah am Markt hat, erfahren die Entwickler
des Computerbauers auch, was sich künftig am besten verkaufen lässt.
Großkunden werden sogar in die Forschung und Entwicklung miteinbezogen
im Rahmen spezieller Technologiebriefings und Fokusgruppen, an denen
oft auch Michael Dell teilnimmt. Aufgrund des intensiven Austauschs mit
den Kunden können die Konzernmanager Bedürfnisse frühzeitig
erkennen und bei neuen Produkten berücksichtigen. (Manager Magazin,
Heft 12/2002)
Literaturempfehlung:
-
Reinmann-Rothmeier, G. et al.: Wissensmanagement lernen,
Weinheim 2001.
-
Haun, M.: Handbuch Wissensmanagement, Heidelberg 2002.
North, K.: Wissensorientierte Unternehmensführung,
Wiesbaden 2002.